hypervigilanz

4. Erhöhte Wachsamkeit (Hypervigilanz)

Die Umgebung einer co-abhängigen Person ist unvorhersagbar, im Wesentlichen unverständlich und im höchsten Masse stressreich. Aktiv Drogenabhängige bringen Chaos mit sich und damit auch in die familiäre Interaktion – und jene, die mit ihnen zu tun haben, können niemals vorhersagen, was sie als nächstes tun werden. Entscheidungen, die augenscheinlich ganz verbindlich getroffen worden sind, können im Allgemeinen ignoriert werden – man kann einfach nicht mit ihnen rechnen.

Der einzige Weg für die co-abhängige Person, ihr Überleben zu sichern, besteht darin, ultra-sensitiv auf subtile Veränderungen im Verhalten und der Stimmung der drogenabhängigen Person zu reagieren und einen Dauerzustand erhöhter Wachsamkeit zu etablieren.

Erhöhte Wachsamkeit oder Hypervigilanz ist ein Symptom der posttraumatischen Belastungsreaktion, die in den USA auch als Vietnam-Syn-drom bei Veteranen des Vietnam-Krieges bekannt geworden ist. Indem das bedrohte Kind oder der Soldat in Lebensgefahr ihre Vigilanz sozusagen auf andauernde Bereitschaft gestellt haben, sind sie immerzu zur Reaktion bereit. Unglücklicherweise gibt es in den meisten Fällen keine Möglichkeit mehr abzuschalten: Wenn eine co-abhängige Person einmal damit begonnen hat, die Umgebung auf Anzeichen einer drohenden Katastrophe hin zu überprüfen, kann auch freiflottierende Angst zum Dauerzustand werden.

Monika Rennert. Co-Abhängigkeit. 11. Co-Abhängigkeit als Persönlichkeitsstörung nach Timmen Cermak