dallgow-döberitz – priort (döberitzer heide II)

dallgow-döberitz – priort, 26 kkm

2023/04

mit döberitzer heide, wolfs-berg, ferberitzer bruch, eichberg (56 m)

was bleibt:

  • die kälte die kälte die kälte wieso geht sie nicht fort?
  • die osterdeko im bus: die aufkleber der enten+hasen + der junge mann vor mir, der etwas aufm handy zoomt, bis ich sehe: da hängen auch noch ostereier an den haltestangen + 2 haben sie schon abgeschnitten + der nicht aufzuhaltende gedanke: typisch berlin + das gegengleichgewicht: die haben sich so gefreut, dass sies als souvenir mitgenommen haben
  • die lichtblicknachricht, die wir noch im zug öffnen, damit wir uns nicht wundern, was in dieser rechnung stehen mag + das ostergeschenk 1 gutschrift ganz unerwartet, aber erhofft nach der erhöhung – danke!
  • zurück in die heide, diesmal ohne streckensperrungen wegen munitionsräumung + freie bahn
  • der wasserturm noch im dunkeln + der leuchtende vollmond wie 1 große leuchtende scheibe am horiziont, die als kontrast zum sonnenaufgang der letzten tour steht – kein frost mehr, der 25 l rucksack ist dem 15 l rucksack gewichen, aber 1 kanne tee ist noch dabei + 1 osterbrot, selbstgebacken, von daheim – danke!
  • die aus tümpeln heraus upgecykelten angelegten seenlandschaften rund um die sauberverzäunten eigentuRmsgrundstücke wie 1 ausstellungslandschaft: begehbare „natur“ – kurz darauf haben alle eigenheimler*innen ihre grundstücke zugepflastert+verkiest, da wächst außer 1 einbetonierten zugeschnittenen zierstrauch kein halm mehr – die angst vor dem wildwuchs so nah an der heide
  • und über die autobahn muss man auch noch drüber, bevor der märkische sand wieder in sein recht tritt + wir hineinversinken können mit langsamem müdem schritt – danke kälte, dass du den boden doch noch ein wenig erstarren machst
  • hinter uns leicht rot das sonnenaufgangsdrama, das sich hinter der wolkendecke abspielt: bewölkt ist nicht gleich bedeckt
  • die erinnerung an die leute, die mir kaum glaubten, als ich von den alten munitionsrückständen in den heiden ringsrum berichtete, bis ich mir selber nicht mehr glaubte: schließlich hab ich auch noch nichts von 1 wildweidetier gehört, das auf 1 granate getreten sei
  • ruinen allüberall wie im freilichtmuseum: abgebröckelte betonsperren, einfallende schießschartenreste, fensterlose bunkerblöcke: military landart
  • die heide in der farbe pastell – passend zum toitoi – wahrscheinlich gehts nicht anders
  • das geförderte eu projekt der sielmann-stiftung auf der teilfläche „wüste“ zur „herstellung der nachhaltigen offenlanderhaltung + frühen sukzessionsstadien“
  • das frühstück mit den wildpferden + die erinnerung an die heidschnuckenheide + die frage, ob man das jetzt nochmal fertiggeht angesichts der selbst eingebrockten wandertourismusromantikkritik
  • die frage in der nachbearbeitung, ob der streifen sonne 1 schliere auf der linse, die man hätte beheben können + was es für 1 rolle spielt
  • der stier am wegesrand (vermutlich 1 galloway-rind), der es durch den elektropowerzaun geschafft hat, + die erinnerung an die freilaufenden rinder in schweden: kor är nyfiken (rinder sind neugierig) – aber auch hungrig, faul + snäll (was nicht schnell, sondern lieb heißt, wie der snälltåget, der liebe zug): guten morgen! (und schon die 4. woche kein schwedischkurs)
  • das astloch in der eiche, in das wir uns 1 käuzchen wünschen + die zahlreichen obachtsschilder wegen astabbruch passend zum podcast über den wald im klimastress + die unfassbarkeit, dass wir darüber noch vor kurzem witze gemacht haben
  • die vielen spaziergänger*innen mit hunden rund um fahrland + die tiefen furchen der baumvernichtungsmaschinerie + der müll in den gräben + die wasserflasche, die wir als einziges stück aufheben + zum container tragen
  • der lauf nach priort + der boxer (?), der von der spielwiese seinem „herrchen“ entläuft + auf uns zurennt – aber wir weichen nicht, wir werden auch nicht langsamer, wir haben hier wegrecht – jetzt weiß ich, wos herkommt: der dumme hat das glück: der hund weicht uns verdutzt streifend aus + findet hinter uns noch 1 anderen jogger, auf den er loshetzt – wir starren nur ungläubig zu dem weit entfernten besitzer, der allmählich genervt anfängt, seinen hund zu rufen – und die frau später mit der riesendogge an der leine groß abstand haltend + uns anlachend – how different is that human kind
  • die extra runde um priort + die entscheidung, den zug fahren zu lassen + nicht zu rennen, sondern 1 langsame schleichrunde einzulegen nach dem umziehen im unterstand, bei dem uns nur 4 menschen sehen ohne hinzuschauen + die lektüre der gelassenheit über die verschiedenen methoden der kaw (konstantierend aufnehmende wahrnehmung), v.a. der somatosensorischen reizwahrnehmung: propriozeptiv (raum-lage-wahrnehmung), taktil (berührung der haut mit der umwelt), kinästhetisch (bewegungsbezogen), viszeral (eingeweidebezogen), thermal (wärmebezogen), mechanisch (berührungsbezogen) sowie der informationen über den umgebenden raum (gleichgewichtsorgan, mikroschallwellen (?), wärmesensoren)
  • das, was wie hier „berg“ nennen + die entspannte rückkehr zum bahnhof, wo wir doch kein bild vom ausgangsschild machen, weil die straße doch wo hinführt + nicht ins leere wie bei a_way + der bericht über den bahnausbau, den die bahn schon 2022 starten will …
  • die längere rückfahrt über gesundbrunnen, weil man da am feiertag im supermarkt noch was einkaufen kann, was man nicht braucht, nur damit man noch 1 weitere wahl auf dem weg hat der unbegrenzten möglichkeiten + das auslesen des genugbuches, das nach langen komplexen, fast sich versteigenden philosophischen sprachauflösenden auseinandersetzungen (auf_hören/ zu(ge)hören/ ge_horchen/ empfangen/ geben/ auf_geben/ auf_gabe) im geiste illichs zum simplen schluss kommt: nur ich selber könne wissen, wann etwas (+ was!) genug sei + ich bräuchte dann dafür auch keine rechtfertigung, weil ich es am besten wisse – ich muss nur auf_hören, um auf das hören zu können, was da ist
  • der anhang im buch mit dem hinweis auf 1 interview mit ingeborg bachmann, wieso sie aufgehört habe, gedichte zu schreiben + ihre vehemenz, dass es sich nicht um 1 schwäche handle, sondern um 1 stärke „man muss wissen, wann man aufhört“
  • die nette busfahrerin auf meiner linie: frohe ostern! (and everyone else too)
https://www.kaschpar.de/2023/05/09/was-bleibt-ruinen/
https://www.kaschpar.de/2023/05/12/sie-wir-nennen-es-berg/
https://www.kaschpar.de/2023/05/10/cow-do-you-do/
https://www.kaschpar.de/2023/05/13/altert-die-face-id-mit-mir/
https://www.kaschpar.de/2023/04/11/paretz-fontane-war-hier/
https://www.kaschpar.de/2023/05/14/heute-nicht-sonst-gerne/

„man muss wissen, wann man aufhört“

Bachmann. Ingeborg: Wir müssen wahre Sätze finden. Gespräche und Interviews
München 1983. S. 105. Zitiert nach Marianne Gronemeyer, Genug ist genug. Über die Kunst des Aufhörens