baruth (mark) – glashütte – klasdorf
baruth (mark) – glashütte – klasdorf, 25,6 km
2022/10
mit frauenberg, kiesgrube, buschgraben, museumsdorf glashütte, drehfunkfeuer klasdorf
was bleibt:
- der wecker um 3:47 uhr, fast 4 stunden vor sonnenaufgang, wegen 2 std. anfahrt + 1 std. vorbereitung, weil wir gestern wieder nichts gepackt haben (!)
- die unterhaltung des schaffners auf dem bahnsteig mit dem sich aus dem zugfenster lehnenden lokführer, die eigenartig ins stocken bis einhalten gerät, als ich herankomme + grüße, damit es weitergehen kann
- der schreck im moment, als die bahn losfährt + auf der anzeige potsdamer platz erscheint, was nicht sein kann, weil man von lichtenberg aus mehr als 1 minute bis mitte braucht, was uns aber nicht schlagartig klar wird, sondern nur langsam dämmert, während wir den zurückbleibenden zug am bahnhof richtung senftenberg + unseren richtung elsterwerda googeln + überprüfen, bis wir feststellen, die anzeige ist falsch
- die scham, im falschen zug zu sitzen, nachdem wir gerade so selbstsicher gegrüßt haben + eingestiegen sind – wir wissen nicht, was zuerst kam: der schreck oder die scham
- nachdenken über den den nagel im wachstum, der sich unbemerkt tag für tag über die nagelhaut schiebt, aber wehe, wir reißen ihn ein! der trennungsschmerz verwachsener verbundenheit
- die dunkelheit um halb 7 morgens + die grandiose dämmerung im rücken, die nur mit langzeitbelichtung überhell aufs bild kommt
- wovon wir alles keine ahnung haben: fotografie, baumkunde, vogelarten, pilze + was wir alles im herbst jetzt gut gebrauchen könnten
- nebel ist überall schön
- der frauenberg wie 1 flache brust im glatten land
- die rauchenden schlöte im nebel
- das nasse hohe gras zum flöten
- die wasserundichten schuhe + die wechselschuhe daheim vergessen
- der viel zu warme oktober wenigstens kühl am morgen
- die vermutlich geklauten beschläge auf den grabplatten oben am frauenberg
- die serpentinen auf der anderen seite hinunter am berg, die tiefer liegt, als die, von der ich kam + der perspektivwechsel: die höhe, aus der ich kam
- ich trau den stufen nicht, den schritten schon
- dass kleist den michael kohlhaas die pferde wieder hat herrichten lassen auch als wertschätzung des individuums + seiner individualität + gegen die austauschbarkeit der objekte
- die kies+sandgruben rund um baruth + die vergessenen platten aus vergangener zeit – 1 denkmal ist nur 1, wenn 1 schild seinen sinn erklärt, sonst ist es ruinierte + nicht wiederhergestellte landschaft
- das knacken gefallener eicheln beim darüber hinweggehen + die frage, ob wir alle, wenn wir keine saat gesät, um den weizen zu ernten, nun wie das wild eicheln+kastanien klauben würden
- die langen fahrradwege gut zum laufen
- der mann mit dem hund, der vom wege was sammelt + der fahrradfahrer, der uns auf der straße überholt + dann zurück auf den radweg kommt
- der hinweis des herstellers des dattelriegels, den wir unterwegs u.a. verzehren, dass das enthaltene kalium “zu einer normalen funktion des nervensystems sowie zur aufrechterhaltung eines normalen blutdrucks” beitrage
- der naturlehrpfad glashütte, wo wir alle schilder zur baumkunde fotografieren, aber wieder nicht lesen + dass die natur in ihrem detail in unserer priorität immer wieder nach hinten rutscht
- die fledermauskammer, in der wir nichts sehen, aber wir können ja auch nicht mit der taschenlampe reinleuchten
- der begriff georformationen in kombination mit rätselhaft, interessant, spektalulär
- die krasse bosendorfer eiche mehr als 1/2 jahrtausend, innen komplett ausgehöhlt + irgendwoher zieht sie immer noch wasser, um im frühjahr an 1 verbliebenen ast frisch auszutreiben – das blattwerk noch fast vollständig grün
- die freude beim nassen buschgraben, dass es sich intuitiv besser gehen lässt
- der letzte lauf bis zum umzug auf dem glatten weg + die zunehmenden sonntagsausflügler*innen, wo wir dazugehören
- die eiszeitlichen hügellandschaften unter wald versteckt
- das museumsdorf glashütte mit museum, restaurants, handwerk, geschäften + möglichkeiten zum glasblasen + die notwendigkeit des einkaufs in kleinen läden, um das leben zu erhalten
- der volle korb schokolade, den wir erst zu hause anrühren
- das drehfunkfeuer, das wir erstmal
googelnecosian müssen - am bahnhof wieder die rollenden züge voller runder gascontainer + das verdrängen der erzählungen über die wasser+lebensmittelvorräte in den kellern der großstädter*innen
- der slogan “Berlin packt das! Gemeinsam durch die Energiekrise” des berliner senats, als wäre die frage zum umgang mit ressourcen, die man aufbraucht, etwas, was vorrübergeht
- der winkende junge in der sbahn, die unsere sbahn langsam überholt + wir reagieren nicht, obwohl es uns naheliegt: ich bin das auge des kindes