wittstock – dossow – fretzdorf

a) von dossow nach wittstock/dosse

2023/12

mit der dosse

b) von dossow nach fretzdorf

2024/02

mit der dosse

was bleibt von a) dossow nach wittstock/dosse (12/2023):

  • die vögel, die ich laut aufpfeifen höre, als ich aus der haustür trete, weil der winter taut, der der auf/abtauCHenden wärme/kälte des klimas hierzulande müde
  • der 120er bus, dem ich seit den schneegemachten ausfällen nicht mehr traue, der um die zeit aber auch gern mal zu früh kommt, weil niemand zum auflesen unterwegs + die milliarden fassadenschmucklichter, die wir der dunkelheit wie manisch entgegenblinken
  • die handschuhe, die mütze, die teekanne, die ich in der sbahn liegenlasse + für den moment schon aufgebe, bis ich merke, dass ich an der endstation nochmal den knopf drücken + alles herausretten kann – dabei hätte ich tatsächlich (!) alles doppelt (!) dabei
  • der neue bahnfahrplan, der laut aushang ab morgen gelten soll + das lesen des eigenen kungsledens + wie natürlich worte wie fika (kaffeepause mit gebäck) + titta (schauen) in meinen sprachgebrauch übergegangen sind in anbetracht des verschämten kicherns wie in der teenie-schulbank beim online-kurs zu beginn
  • der wunderschöne straßenname „draußenberg“ + das schaf mit dem schwarzen kopf, das angerennt kommt, als ich 1 foto mache, woraufhin ich schnell entschwinde, weils mir doch unheimlich, das tier
  • die extrarunde um die kirche + das stiefeln über felder vorbei an dem lauten bock mit seinen 3 stummen schafis, die mich begrüßen oder anmeckern, bin mir nicht sicher, bis ich zurück aufn „richtigen“ weg finde, wo keine*r mehr sagen kann: was machstn da?
  • die podcastlektüre + die begriffe, die mir davon in den notizen geblieben sind, ohne dass ich sie zuordnen kann bis auf die intention-behavior-gap, was ich als dauernde tagträumerin auch monate später noch ohne weiteres nachvollziehen kann
  • das stehen in pfützen bis zum schaft + die erinnerung an schweden, immer, wenn mirs wasser bis zum halse, + das 3. video des tages von den spatzen, die oben in den ästen aufgeregt herumflattern, weils könnte ja frühling werden
  • die röte der hagebutte im winter + der schießstand, auf den ich mich vorm regen zum snack flüchte, was ich sogleich bereue, weils 1 wespenmartyrium gab + überhaupt der jäger hier so 1 dreckstall hinterlassen hat, dass er sicher sein kann, dass da niemand raufklettert, weshalb ich schnell wieder hinabflüchte, damit niemand sagen kann: was machstn da?
  • die myriaden von megastrohballen im schnee + die frage, obs nicht kaputt gehe so
  • der regen in wittstock, der mich an den regen in rostock erinnert + das vornehmen, den balkon zu putzen + herzurichten, dass ich mich auch endlich mal aufhalten kann dort schön wie ich mich schön aufhalten können werde aufm sofa, das ich mir bestellt (+ das ende januar kommt + ohne probleme in die wohnung passt, trotz panikattacken deswegen ab ende dezember)
  • die runde um die stadtmauer von wittstock mit der erkenntnis, dass die kleinen städte in brandenburg rundrum mit ihren restaurierten wällen + kunstwerken wie die libellenstatuen + grabengänge 1 schöne besuchenswerte angelegenheit sind
  • die erinnerung an die kuni, die mir, dem kind, das „lacht sie schon wieder“ wie eiskübelwasser übern kopf geschüttet, nachdem ich den wein/trauer/wut-krampf überwunden wieder gefallen an der welt fand – als ob 1 kind den schmerz der kränkung 1 leben lang mit sich tragen muss bis zum ende aller tage + sich nicht mehr freuen dürfte, weils 1x geweint = alles nur magiert
  • der reiher, der vor mir flüchtet, bis er die schnauze den schnabel voll hat + zurückfliegt, von dem ich das 4. video der tour drehe, das alles nur keinen reiher zeigt
  • die polizei, die aufm parkplatz an der ecke von der kuchenmanufaktur 1 extra runde dreht + die erinnerung an die lektüre vom tortenlabor am göteborger hafen, das ich mal besuchen möchte
  • die gerüche in den schmalen gassen zwischen den restaurierten stadtmauern + hutzligen fachwerkhäusern zwischen marzipan+moder oder lebkuchen+hundefutter
  • der dichte verkehr in der innenstadt, wo alle mitm suv oder elektromobil zum einkaufen fahren übers beschwerliche + vom regen glitschige kopfsteinpflaster + der christkindlsmarkt, der mehr kunterbuntes jahrmarkttreiben als besinnliches stelldichein + die audioaufnahme, die ich von der geräuschkulisse, die mich bald vertreibt, noch mache
  • die öffentliche toilette mit dem handtrocknungsluftblasautomaten, der mir die faltige haut dermaßen zerflattert, dass ich das zigtausendste video drehe
  • das café, wo ich den kaffee hinunterstürze, weil eigentlich zu wenig zeit, + fast die schokolade, die teure vergesse, die ich später der mutter zu weihnachten mitbringe, wo ich wie immer vergesse, dass sie 1 generelle nussallergie, was sie uns jahrelang verborgen oder ich nicht gecheckt, weil sies gerne gegessen, so dass ich immer dachte, mandel/marzipan sei ihr lieblingskonfekt („1 geht schon“)
  • die krasse meldung 1 zugführerausfalls wegen krankheit, weshalb die nächsten 8 züge der rb55 ausfallen, was mich nicht betrifft, weil ich die r6 nehmen kann + die reparatur an 1 signal, weshalb der zugverkehr zwischen gesundbrunnen + alt-reinickendorf unterbrochen, ist, weshalb leute zwischen gesundbrunnen + schönholz bitte auf die linie s1 ausweichen + zur umfahrung bitte die verkehrsmittel der bvg benutzen sollen (u8 (hermannstraße – gesundbrunnen/karl-bonhoefer-nervenklinik – wittenau), was mich nicht betrifft, weil ich alt-reinickendorf eh umsteigen muss
  • die zusatzinfo, dass die akustische fahrgastinformation ausgefallen sei + man bitte auf die anzeigen (bahnsteig + zug) + ansagen am zug achten soll, wobei an der entstörung gearbeitet werde + die frage, was heute eigentlich für 1 tag sei
  • der geruch von marhiuana im bus + die erinnerung an die flüche des vaters, wenn ihm was nicht gepasst wie kruzifix sakrament + zefix + kruzit*… was unter rassistischen gesichtspunkten betrachtet hier nicht reproduziert werden kann
  • die musik von kaleo von hintenbisvorn
https://www.kaschpar.de/?p=42791&preview=true

„ich steig erst die nächste aus“

alte frau im bus, die vom fenstersitz auf den nachbarsitz am gang klettert, als sie sieht, wie ich sie hinter meiner schnupfmaske mustere, um zu sehen, ob ich mich hinsetzen kann

was bleibt von b) dossow nach fretzdorf (02/2024):

  • der (un)erwartete tod von alexei nawalny + die sprachlosigkeiti darüber, dass 1 mensch durchkommt mit all dem + was ist eigentlich „macht“?
  • die geplante fahrt nach warnitz, die ich auslasse, weil ich 1 kürzere strecke gehen will, + die mir abends dann, als hätt ichs gewusst, aufgrund von „aktuellen ereignissen“ als unfahrbar angezeigt wird, allerdings kurz drauf wieder als fahrbar + ach leck mich doch (sorry)
  • die ungewohnte helligkeit, weil ich wegen der erkältung, die seit 6 wochen meinen körper auf+abschüttelt, mich nicht übernehmen will + daher nicht um 4:44 uhr das haus verlasse, um über den umweg über wittenberge in 3:16 h nach dossow zu fahren, sondern erst um 7:07 uhr (schon wegen der zahlen) direkten weges über neuruppin mit 1:44 h starte
  • der 17.2., der mich seit langem wieder 1x einlädt bildschirmschonerfotos von 7:11 uhr + 7:17 uhr zu machen, keine ahnung wieso + die sonne, die während der zugfahrt aufgeht + mir ins maskenantlitz scheint, wofür ich den fetzen kurz runterreiße, als ob nie was gewesen
  • die erkenntnis, dass ich zu viele bücher angefangen + nicht zu ende gelesen, dass ich bei allen nicht mehr weiß, wo ich zuletzt stehengeblieben, + daher 1 neues zu emotionaler intelligenz anfange, das mich aufgrund seines „Sie können das buch in 30 minuten lesen“-manager*innen-modus sofort aufregt, aber da ich quasi nichts+wiedernichts aus all den büchern, die ich gelesen in den letzten jahren sowie den podcasts, die ich gehört, auf der stelle wiedergeben könnte bis auf einzwei auszüge aus den letzten + erstaunt immer wieder feststellen muss: ach, davon hab ich doch schon gehört, warum hab ich mir das nicht gemerkt?, ists vielleicht auch keine schlechte idee, obwohl ichs natürlich ganz lese, zumindest anfange, auf der hinfahrt, während ich auf der rückfahrt schon wieder was anderes mache
  • die frage wo emotionale intelligenz+individuelles eingehen auf menschen aufhört + manipulation+spiegeln anfängt (warum hänge ich sofort immer an der negativen seite des spektrums?)
  • die strecke, die mich zum laufen einlädt, was ich letztes wochenende zum 1. mal wieder getan auf der wanderung, das intuitive laufen, einfach bisschen trippeln, wenns grad passt, an kondition, lungenkapazität + geländesteigung+reibung angepasst, was ich schaffe auch heute: ein bisschen laufen + an der entscheidenden stelle, wo ich merke, dass ich trotz lauf wegen fotos in 1 stunde nur 4 km geschafft habe, einsehen, dass ich die strecke in 3 stunden nicht schaffe, abkürzen, nasses unterhemd ausziehen, tee rausholen + gemütlich die runde zu ende gehen
  • die beiden kraniche an der dosse, die die köpfe weit vorstrecken, bevor sie zum flug ansetzen, obwohl ich so weit entfernt bin, dass sie wirklich nichts zu befürchten bräuchten + die seltsam schönen leuchtenden braungrünen farben mit der silbern schimmernden dosse, die das handy aus diesem abgeblühten landstrich herauszaubert
  • der erneut ausgelassene tanz wegen der krankheit + die frage, ob der verzicht auf alkohol+tabak die tanzqualität beeinflussen könnte, was sich angesichts des extremheadbangs zu underworlds born slippy, das in etwa halb so alt wie ich + daher perfekt, um sich in 1 ferne vergangenheit zu beamen, wo quasi noch alles möglich war vor abitur + hiv-infektion + germanistikstudium, in luft auflöst + die frage, wies wohl werden wird, dieses klassentreffen der mädchenrealschule, die wir alle vor 30 (!) jahren verlassen haben: 3 jahrzehnte. meine güte
  • die spuren des biber, auf die ich ständig lauere, weil er mir aufm oberschenkel hockt, wo er genüsslich an seinen zweigen knabbert, aber nie draußen begegnet außer dem 1x, wo ich die nachtwanderung mit hängemattenübernachtung in der coronazeit vollführt
  • die frage, ob der wunsch nach emotionsregulation = balance im leben ausreicht für 1 sinnhaftigkeit + der kranich, der über mir 3-4 kreise zieht, während ich unter ihm winke + mich kreisel + tanze + als seinesgleichen zu erkennen gebe, was aber nicht hinhaut aus gründen
  • all die zahlreichen schussschießstände, die das wild quasi einkreisen von allen seiten + das gute gefühl mit dem neuen blauen halstuch + den handschuhen in orange, dass ich so leuchtend wohl nicht ins kreuzfeuer gerate + das ungute gefühl durch die seit wochen sich aufbauenden traktorenproteste, dass man jetzt draußen in brandenburg als berliner*in außerhalb der touristischen infrastruktur vielleicht doch etwas weniger gelitten ist als zuvor + die seltsame gleichgültigkeit gegenüber dieses gedankens
  • all die ruinen ringsrum inmitten der fichteneinöden + nur das grelle grün des frischbetankten mooses als softer untergrund, der die sorgen schluckt
  • die fast liegengelassene uhr + wie guts ist, doch immer nochmal zurückzuschauen – aber nur 1x + dann weiter nach vorne immer weiter nach vorne + wie ich doch immer, wenn ich mich in 1 nicht existente + nicht erreichbare zukunft tragträume ins vergangene falle + die frage, ob die gegenwart wirklich so schwer aus/haltbar
  • die dicken fichten am endlosen weg zurück zum bahnhof nach fretzdorf, das mit seiner halb eingefallenen papierfabrik 1 seltsam verlassenen eindruck macht trotz des alten mannes, der um seinen hof streicht
  • der satz des 38-jährigen anders im podcast zur plicht: „jag ville leva en bevisa för mig själv att jag var inte för gammal för … lär mig något nytt och jag var inte för gammal för äventyr“ – „ich wollte mir selbst beweisen, dass ich nicht zu alt war, um was neues zu lernen, dass ich nicht zu alt war für abenteuer“
  • der gang durchs dorf + die beiden frauen, die meinen weg kreuzen, egal wie ich ausweiche, + die friedenstaube, wegen der ich noch 1 abstecher mache, woraufhin ich das schild richtung herzsprung finde sowie, unerwartet, das mahnmal zum todesmarsch des kz sachsenhausen
  • das frösteln, das bis zum fitnessstudio, wo ich diesmal nur dusche+dampfbade, nicht aufhört
https://www.kaschpar.de/2024/03/03/its-a-sign-shine/
https://www.kaschpar.de/2024/03/06/jammerkaskade/

„das kostet geld ja!“
„ich hab eigentlich 100€ drauf …“
*check*
„96!“

gespräch mit der fitnessfachkraft am kaffeeautomaten, der meine karte nicht als bezahlmittel anerkennt