runde um dobbrikow

runde um dobbrikow, 9 km

2023/11

mit weinberg, vordersee, hintersee, glienicksee, teufelssee, bauernsee, elcheinstandsgebiet, fläming walk

was bleibt:

  • der mann am berliner hauptbahnhofseingang, der von 1 straßenzeitungsverkäuferin mit „guten morgen“ begrüßt antwortet: „kennt man mich jetzt sogar schon in zivil ja?!“
  • beim lesen von jakob wassermanns „mein weg als deutscher + jude“ das gefühl, an der eigenen biografie arbeiten zu müssen, um das in der kindheit finden zu können, was unter den bedrückenden schatten verborgen liegt, damit sie nicht mehr mit 1 wort fass=abwertbar ist, sondern vielfältig=unangreifbar
  • der sonnenaufgang im zug + das kleine kind, das die stufen hochkrabbelt + mich mit „hallo“ begrüßt, weil kinder sich freund*innen machen überall als intuitive überlebensstrategie + was in gottes namen passiert zwischen diesem stadium + dem, wo wir alle uns nur noch misstrauisch beäugen? wenn wir alle so unschuldig einst waren: kommen wir nicht dahin zurück?
  • meine menstruation: der typische zyklus von hellnachdunkel in 1 augenzwinkern + die gelegentlichen hormonellen dramatizing-scenes
  • der rufbusfahrer, der nicht an der bushaltestelle steht wie ich + mir zuruft von weitem, ob ich die fahrt nach dobbrikow bestellt hätte, was ich bejahe, weshalb er mich nach kurzer ermahnung, er wäre fast ohne mich losgefahren + kurzer erklärung auf meine rückfrage wegen der haltestelle („da stehe ich den linienbussen im weg“) trotzdem einsteigen lässt für 1 € komfortzuschlag zum vbb- (hier:deutschland-) ticket + mit mir allein bis dobbrikow fährt + angenehm mit mir plaudert, so dass ich erfahre, dass er aus berlin komme + hier nichts los sei in der gegend (keinerlei infrastruktur außer billigläden), + ich mich nicht anhörte, als käme ich aus berlin, was er allerdings nicht auf den dialekt zurückführe, sondern auf die art, wie die berliner*innen sonst reden: kesser+härter
  • die kleine runde um dobbrikow, wo der 1. abzweig am ufer entlang schon am zaun des schullandheims endet + der 2. weg zum weinberg bereits das highlight ist, weshalb ich vorausschauend versuche, die rückfahrt zu stornieren, um vielleicht doch die überlange tour zum bahnhof nach woltersdorf zu gehen wie die 6-köpfige wander*innengruppe, die der busfahrer letzte woche hergebracht hat, aber stornieren funktioniert nicht (weil das programm genau weiß, dass ich nur der 2. begegnung ausweichen will, aus undefinierbarem grund: „da kannst du dann mit dem zug heimfahren“)
  • die angler*innen am vorderen oder hinteren angelgewässer + der 2. gesperrte weg wegen privatgelände am campingplatz – wenn man längere strecken gehen kann, kommt man auch etwas weiter ab von der zivilisation
  • die beiden auffliegenden reiher am vordersee (das 1. mal 2 auf 1x) + der weiße vogel am spiegelglatten glienickesee, von dem selbst der turbozoom nicht preisgeben mag, welcher art er sei, aber meist ists 1 reiher
  • das holztipi mit plastikstühlen im wald + der holzarbeiter bei der wochenendarbeit am rande des feldfruchtfelds
  • all die wege, die komoot nicht verzeichnet neben den offiziellen sportschuhlaufstrecken + der teufelssee ganz nah + doch unerreichbar
  • die tausend pilze im fichtenwald + wieder die letzte möglichkeit zum pilzlernen+suchen verpasst, aber anhand der zahlreichen umgeworfenen köpfe = die pilzsucherspur ist auch nur noch ungenießbares übriggeblieben bis zu dem (un)erwarteten augenblick, wo ich zu boden sehe + direkt vor mir 1 steinpilz da_steht, angeknabbert + übriggeblieben, da sammelzeit nur bis oktober, weshalb daheim auch der ganze stiel entfernt werden muss, aber der rest in der pfanne gebraten zum porchierten ei zu avocado+veganstreich-schwarzbrot so exzellent mundet, dass ich mir denke, den reduziert gekauften = geretteten lachs hätte ich mir (+ ihm) dersparen können
  • die dobbrikower wiesen mit den überfliegenden gänseschwärmen + die beiden wassergräben entlang der hauptstraße, die zusammen mit der allee mit biberknabberspuren den direkten übertritt vom seitenweg, wo ich herkomme, zum radweg verhindern + das einstandsgebiet von bert, dem elch, dessentwegen wir eigentlich da sind, aber wir sehen ihn nicht wie wir auch die raupen+gespinste an den eichen nicht wahrnehmen, auf die 1 warnschild „schädlingsbefall – gesundheitsgefahr“ hinweist
  • der alte podcast über abschied, der wegen der hochaktuellen zeit wiederholt ausgestrahlt wird, + die frage des autors, warum der 90-jährige sándor márai 5 elendig lange wochen nach seiner feststellung vom 15.1.1989 „es ist zeit“ gewartet habe, bis er sich mit dem seit 3 jahren zuhause liegenden revolver, für den er extra 1 schießausbildung absolvierte, das leben nimmt + die neben den offensichtlichen möglichkeiten 1) er muss den mut aufbringen, 2) er will dem natürlichen tod 1 letzte chance geben, die 3) nicht gegebene antwort, die mir sofort einfällt, als ich den 22.02. höre: er wartet auf die richtige datumszahl (remembering you, s., +05.05.2015) (hätte er besser den 02.02. genommen, stimmt)
  • das wort „awesomeness“ in 1 schwedischen podcast + über streuobstwiesen das „streuobstwiesenbaden“
  • der maulwurf auf dem bushaltestellenhäuschen + der derselbe busfahrer von heute morgen, der mich wieder abholt + persönlich zum bahnhof fährt, während wir über die angestiegenen wohnungspreise im infrastrukturlosen zossen durch die berliner pendler*innen sprechen + dialysepatient*innen ohne demut, weshalb ich auf meine bewunderung für menschen hinweise, die ihre krankheit ertragen+annehmen, ohne ihre wut an anderen auszulassen + damit meine ich nicht mich, weil abends daheim werde ich aus all den gesammelten gründen der letzten wochen nun doch wieder abstürzen + durch selbstaggression die emotionale regulation kontrolliert wieder in banlance bringen

https://www.kaschpar.de/2024/01/02/wood-wide-webb/
https://www.kaschpar.de/2023/11/19/memy-shoes-ii-work-in-progress/

könnte meine auf_ doch 1 anlehnung sein
ich ginge so gerne unentwegt unter_wegs