runde um jüterbog
runde um jüterbog, 13 km
2023/11
mit herzlabyrinth, graben 87, nuthe, spitzbubenweg, markt, schlosspark
was bleibt:
- 1x snoozen + dabei aus versehen den wecker ausstellen, der mich aus dem schlaf gerissen wie lange nicht mehr, + 45 min. später feststellen, dass alles, was ich geplant habe, heute in frage gestellt wird vom ewigen sich nicht entscheiden können
- damit ichs vorwegnehme: ich weiß nicht, was ich will, weil ich die beste option möchte = 1 gutes erlebnis ohne verletzung, weil ich so vulnerabel, dass ich gefahren großzügig ausm weg gehe, weshalb ich am ende mich nie entscheiden kann, denn die festlegung bedeutet, dass ich nicht mehr auskomme + mich an mir selbst schuldigmache, wenn sichs als fehler heraustellt: die selbstverschuldete verletzung
- die linse, die nicht ins linke auge will oder umgekehrt, vielleicht liegt 1 wunsch unterm lied fest + keine träne spült ihn heraus
- die mütze + die handschuhe, die ich küsse, weil ich sie in den taschen wiederfinde + merke, wie lieb mir die wolle geworden ist, wie wichtig 1 warmer kopf + 10 warme finger – 1 alte dame auf reisen
- abspülen, müll rausbringen, zum bus gehen + bus verpassen, weil 4 min. für 1 umweg zum überfüllten abfallcontainer zu wenig, wenn der bus 2 min. zu früh kommt + mit dem neuen lebensjahr sich alles ändern soll: endlich nicht mehr irgendwas hinterherhetzen, sondern gemächlich gemütlichen aber gewissenhaften schrittes voran, sage ich mir, als ich lossprinte, statt bus die ubahn zu schaffen, bis ich innehalte, weil ich merke, dass denken+handeln diametral wie meist, wenns 1 wahl gibt
- damit ichs vorwegnehme: das schlimme am was verpassen ist, dass ich die kontrolle verloren habe, wodurch ich anfange, jede entscheidung wieder infrage zu stellen: 1 neuen weg suche/1 neue tour/1 neue anfahrt – nichts ist mehr sicher; ja, um das bedürfnis, dem die luft abgeschnürt wird, nicht zu bemerken, tue ich so, als ob ich das, was ich eigentlich wollte, nie wollte, weshalb es nur folgerichtig war, dass ich den bus verpasst habe – ich gewinne die kontrolle zurück, indem ich das bedürfnis stillege + gleich 1 anderes aufmache: ich will lieber woandershin/nicht im sonnenaufgang, sondern mit hellstehender warmer sonne gehen/daheim bleiben (im notfall) – ich suche aktiv 1 neue strecke + habe nun wieder alles im griff
- damit ichs hinzufüge: es ist das gleiche beim warten: wenn ich zwischen meiner fitnessrunde + der gebuchten yogaklasse noch 1/2 stunde zeit habe, kann ich mich bis zu 20 mal fragen, ob ich nicht doch lieber gehen soll, weil die lücke zu groß/die zeit besser nutzbar/die klasse zu voll/das wetter zu schön + ich halte es nur aus, weil ich mir die ganze zeit sage, was ich nicht spüre: es wird dir gut tun, es wird dir gut tun – ich rede es mir ein (und später verhalte ich mich so, dass es stimmt: ich lasse mich ein + blende aus)
- die lücke in der zeit = der stillstand des innehaltens, der dir das kreidekliff deiner schmalen insel aus sinn+mut untergräbt, + du musst aufpassen, dass dir beim stirnrunzelnden hirngrübeln nicht der lehmboden unter der brüchigen ferse davonbröckelt
- heute mach ich alles anders: ich halte das warten + ins schicksal des verpassens + später ankommens mal aus, ich fahre nicht zur nuthequelle nur um der quelle wegen, weil ich keine hauptstraßen gehen will an diesem tag, ich will was schönes machen (in der stadt immer gefährlich, weil sehr sozial, daher vielleicht die kleine runde durch den graben zur nuthe richtung kloster zinna) – am geburtstag muss alles noch mehr perfekt sein als sonst
- die kälte der außenwand des busses, die schonungslos durch meine dünne jacke fließt, die angesichts 1/2 sonne hinter wolken in der wetterapp auszureichen schien
- die unausweichlichen berliner radfahrer*innen, die uns fußgänger*innen mit ihren dauerklingeln so konditioniert haben, dass wir selbst beim aussteigen ausm bus aufschauen, dass wir niemandem reinlaufen
StVO § 20 Öffentliche Verkehrsmittel und Schulbusse (1) An Omnibussen des Linienverkehrs, an Straßenbahnen und an gekennzeichneten Schulbussen, die an Haltestellen (Zeichen 224) halten, darf, auch im Gegenverkehr, nur vorsichtig vorbeigefahren werden. (2) Wenn Fahrgäste ein- oder aussteigen, darf rechts nur mit Schrittgeschwindigkeit und nur in einem solchen Abstand vorbeigefahren werden, dass eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen ist. Sie dürfen auch nicht behindert werden. Wenn nötig, muss, wer ein Fahrzeug führt, warten. (3) Omnibusse des Linienverkehrs und gekennzeichnete Schulbusse, die sich einer Haltestelle (Zeichen 224) nähern und Warnblinklicht eingeschaltet haben, dürfen nicht überholt werden. (4) An Omnibussen des Linienverkehrs und an gekennzeichneten Schulbussen, die an Haltestellen (Zeichen 224) halten und Warnblinklicht eingeschaltet haben, darf nur mit Schrittgeschwindigkeit und nur in einem solchen Abstand vorbeigefahren werden, dass eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen ist. Die Schrittgeschwindigkeit gilt auch für den Gegenverkehr auf derselben Fahrbahn. Die Fahrgäste dürfen auch nicht behindert werden. Wenn nötig, muss, wer ein Fahrzeug führt, warten. (5) Omnibussen des Linienverkehrs und Schulbussen ist das Abfahren von gekennzeichneten Haltestellen zu ermöglichen. Wenn nötig, müssen andere Fahrzeuge warten. (6) Personen, die öffentliche Verkehrsmittel benutzen wollen, müssen sie auf den Gehwegen, den Seitenstreifen oder einer Haltestelleninsel, sonst am Rand der Fahrbahn erwarten. Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/StVO.pdf
- weil ich nicht warten kann, fahre ich mit 1 anderen bahn mit 1 wagen weniger (heute ohne universal wc) schon mal weiter nach südkreuz – vielleicht ists auch die kälte
- mein gesicht: der labbrige ball, dem die luft ausgeht, mit dem knick unterm auge + die hellstehende sonne über der güterlok aus jüterbog, die wie meine schwester heißt
- die wassertürme + kirchenmützen, die man aus jeder perspektive rund um+in jüterbog sieht + der gedanke, 1 turm in der ferne erhellt jede fotografie, auch wenn sie im einfamilienhauswohngebiet an blauen papiermülltonnen + farbenfrohen hauswänden mit blechkarossierien davor erstellt, was aber nicht stimmt
- der wundervolle graben, der die alte stadt mit ihren tausend toren wie das frauentor am wursthof umfließt + durch dessen säumende buchen+eichenalleen die sonne golden schimmert bis zu dem punkt, an dem sie zu tief steht + bäume+boden grau vom frost in die dunkelheit fallen
- das entengrün aufm wasser, das von 2 enten, sie voraus, er im windschatten, durchzogen wird mit 1 hinter ihnen sich auftuenden langen dünnen dunkelgrünen bahn
- das herzlabyrinth von markus schwarzäugl
- das ich zufällig am anfang des weges entdecke, vermutlich weil ich, wie ich später zum tätowierer sagen werde, versuche, statt auf länge auf inhalt zu gehen + mehr zeit+ressourcen nun ist für abstecher abseits des weges, spontane änderungen, wo früher die maximal ausgeschöpfte anzahl an km allen zusatz schmerzlich in die länge gezogen hätte, wobei das „schmerzlich“ geblieben ist, aber längst (!) nicht mehr so, wie bei geplanten 35 km die letzten 2 als zugabe, wenn sie nicht direkt zur bäckerei führten
- das mir gerade so recht (vor)kommt wie die quelle, zu der ich nicht gelangt bin, die aber vielleicht nicht die der nuthe sein muss, um zu spüren, was mir fehlt, sondern hier nach 1,2 km in meinem inneren liegt, was ich im stein symbolisieren + teils ablegen + teils mit nach hause nehmen kann + die erkenntnis, wie ichs später dem tätowierer erzähle, dass ich davon zu wenig im meinem leben habe: 1 inpact auf andere ausüben mit 1 herzensprojekt – aber wer weiß …
- die gedanken beim ablaufen zwischen geduld+zuversicht + zweifel+misstrauen, weil du nicht weißt, wann du ankommst, drauf vertrauen musst, dass der weg dich dahin führt, wo du hinwillst, ständig lust hast, die abkürzungen zu nehmen + dich zusammenreißt+zurückhältst, weils im leben keine abkürzung gibt + das lied der 7 brücken mit der frage, wann die 7 jahre angefangen haben, wie lange sie dauern + wann der helle schein kommt: du hast keine übersicht drüber, wie viel noch vor dir liegt + das bedürfnis anzkommen, das immer größer wird wie die angst, es nicht zu erreichen immer größer wird je größer das bedürfnis + es gibt keinen aus/um/vorbeiweg
- die erleichterung+erlösung beim endlichen eintritt in die zielgerade + die sofort auftauchende frage: wovor hast du dich gefürchtet? es war doch ganz klar + der stein, den ich ablege + der stein, den ich mitnehme + die erlaubnis: ich mache heute alles anders
"Achtsames Gehen hinterlässt Spuren auch in Deinem Herzen ❤️ Hier vor Euch findet Ihr ein in die Wiese gemähtes Labyrinth. Im Wesentlichen handelt es sich um ein klassisches Labyrinth, mit 7 Umläufen um die Mitte, und zwar in Herzform. Der Weg führt in die Mitte (ca. 1,2 km), auch wenn er zeitweise scheinbar vom Ziel wegführt. Folgt einfach dem Weg - Verlaufen ist unmöglich, solange Ihr auf dem Weg bleibt. Das Betreten des Labyrinths geschieht auf eigene Gefahr, bitte achtsam Gehen, da unebene Wegstrecke, hier gibt es Mäuse-, Hasen- und Schlammlöcher, Schnecken und Igel, Brennnesseln und Disteln, Brombeeren und Brummbären, Wahrsager und Magier ... Natur halt!!! Bitte die gemähten Wege nicht verlassen, achtsam zur Natur sein - bei eventuellen Abkürzungen möglichst kein Gras niedertreten. Ein Labyrinth ist ein Spiegel, ein Bild, ein Symbol - für den schwierigen und verschlungenen Lebensweg des Menschen. Es spricht von den Wahrheiten des Lebens, von den Schwierigkeiten und von den Kämpfen, aber auch vom Ankommen in der Mitte und von der neuen Freiheit, wenn man aus dem Labyrinth wieder hinausgeht. Symbolisch kann am Eingang ein Stein als Ballast mitgenommen und in der Mitte abgelegt werden. Ich möchte Anregungen geben zum Nachdenken, hier habt Ihr Zeit für Euch selbst, in Verbindung mit der Natur. Ich wünsche Euch viel Freude im Labyrinth. Ich freue mich über eine Rückmeldung an leuchtigel@gmx.de. Markus Schwarzäugl"
- die abzweigung in die stadt, bevor ich die nuthe treffe + nach kloster zinna einschlage, wo ich nicht ankomme, weil sich plötzlich die hauptstraße auftut, auf die ich keine lust, sondern dem spitzbubenweg weiter folge zurück in die stadt, dann wieder abbiege zurück zum markt + doch noch 1 kleine stadtbesichtigung wage
- die zur bibliothek umgebaute kirche, in der ich mich im hellen sonnenlicht aufwärme + zum protokoll selfies mache, wo ich später feststelle, dass die 3 falten auf der stirn schon eingefräst + selbst beim umschwenken auf das leichte lächeln dem blick der augen keine erleichterung gönnt: die 2 zornesruten senkrecht linksrechts der nasenwurzel = die grübelsäulen + die 3. kerbe, die damals die holzschaukel, auf der der spätere schulkamerad saß, zu dem ich lief, mir in die stirn knapp überm auge schlug, dass ich 5-jährig bewusstlos bei der einweihung des kinderspielplatzes zu boden sank + alle den kopf schüttelten + die scharfkantigen schaukeln kurz darauf durch abgerundete weichgummisitze ersetzten
- das bildschirmfoto um 11:07 uhr, wos die freundin daheim aufm festnetz probiert, + plötzlich wieder all die zahlen um mich herum wie 1 friedlicher schirm wie die ablassbriefe, über die ich mit der schwester im schlosspark telefoniere im bayerischen dialekt, der mir so fehlt: schau na aa, homsasa wieda wos eiföin laun (schau nur an, haben sie sich wieder was einfallen lassen)
- der erwerb 1 packung kaffeebohnen statt 1 flasche likör + das gefühl, ich halts nicht mehr lange aus in der bib – wieso? weil ich ins café gehen mag, an 1 dieser minitische, wo man als allein
stehendesitzende person nicht ganz so unhöflich erscheint als wenn man 1 familien+freundestisch besetzt, die aber immer in der mitte der räume zwischen den anderen an den ecken+wänden stehen, wo sich diebedienungenservicekräfte vorbeidrücken müssen + das leckere rührei ohne speck, für das vermutlich 6-7 hühner die federn lassen mussten - die wärme 1 tasse hafermilchkaffee zwischen kalt gewordenen wander*innenhänden + das verschlucken beim 2. oder 3. bissen + 46 jahre alt sein
- das junge mädchen in irgendeinem podcast, das „unzufriedenstellend“ sagt + das wort „oberförsterei“ auf 1 schild neben werbeplakaten für schottlandvorträge+kneipennächte + der „schönwetterweg“ am bahnhof neben dem edeka „habedank“
- der liebfrauenfriedhof mit dem gedenkbrunnen für stillgeborene kinder + menschen, die auf der flucht starben + menschen, deren gräber vergangen oder unerreichbar sind, dessen sprudelndes wasser unter heftigen windstößen übern beckenrand springt
- der zug, der auf dem anderen gleis abfährt, was ich, nachdem ich noch schuhfotos mit 1 leeren bierflasche gemacht habe, erst zur abfahrtszeit bemerke, wodurch ich hastig die treppen hinunter + wieder hinaufhumpele + hände ringend zur 1. wagentür hetze, die sich noch öffnen lässt, danke winke + einsteige, woraufhin sich der zug knappe 4 min. später denn auch in bewegung setzt
- den m11, den ich nehme, weil ich auf den x11 zu lange warten müsste, dann umsteige + ab jetzt aber wirklich warten will + alte menschen im bus sowie kinder, die mich an mich erinnern, wenn sie fragen: „busfahrer, dürfen wir bei dir aussteigen?“, was ich mir immer nur denke, aber nie frage
- das schild zum martinsgansessen für 45,- € unkostenbeitrag + die erschreckende erkenntnis, dass nils holgerssons weißer gansfreund martin heißt, was ich anscheinend noch nicht gecheckt habe oder zumindest nicht so wie heute
- all die newsletterglückwünsche zum geburtstag + die 12 tipps der bahn zum inspirierteren einstieg ins neue lebensjahr: ideen hab ich, 1 gutschein könnt ich brauchen
- das kinderwagenkino am nächsten tag um 11 uhr, weil ichs abends nicht mehr ausm haus schaffe, wo der wunderbare oppenheimer mit dem grandiosen (sic!) cilian murphy läuft + die 2 erkenntnisse, dass 1. die erwartungshaltung zu lärm+störung die empfindung beeinflusst (beim kinderwagenkino erscheint es ganz natürlich, dass mütter+väter mit quietschenden/quängelnden/quakenden babies im halbdunkeln auf+ablaufen) + 2. dass 1 dreistündiger (!) film über die atombombe mit regelmäßigen erschütterungen/explosionen/erdbeben + dramatischer musik vielleicht nicht die beste wahl für 1 kleinkind sein mag, das zwar noch nichts davon versteht, aber die plötzlichen paukenschläge anscheinend als bedrohlich wahrnimmt, wenns dadurch zu weinen anfängt)
- die frau im bus neben mir aufm heimweg, die leise summt + die erinnerung an den spruch aufm stromverteiler in jüterbog: „I hope you heal from the things you don’t talk about :-)“