runde um hoyerswerda (niederlausitzer bergbautour)

  1. hoyerswerda – silbersee, 20 km (übernachtung campingplatz)
  2. silbersee – hoyerswerda, 29 km

2023/05

mit niederlausitzer bergbautour, etappe 7 (teilweise), schwarze elster, gondelteich, graureihersee (nicht zu sehen), speicherbecken lohsa I (restloch mortka), jakubzburg mortka, speicherbecken lohsa II (restloch friedersdorf) = silbersee :-), kleine spree, dreiweibernsee, scheibesee, bernsteinsee ausgelassen, schloss hoyerswerda verpasst

was bleibt tag 1:

  • die radtour, die sich nur bedingt umplanen lässt zu 1 vernünftigen wandertour, ohne ständig dem asphaltierten weg an den hauptstraßen entlang zu nehmen + die fahrradpolizei mittendrin
  • die planung ab hoyerswerda, die in der anscheinend falschen erinnerung ebenfalls 1 der zahlreichen baustellen unterliegt, für die die db neben verspätungen, ausfällen + streik derzeit bekannt ist, allerdings wohl doch planmäßig fährt + nicht wie gedacht bis elsterwerda unterwegs ist – komisch, wie kann man sich so sicher sein über was, das letztendlich gar nicht stimmt? (es war der re5, der jetzt neu re8 wegen bauarbeiten aufgeteilt bis 2025)
  • der sonnenaufgang in der sbahn überm tempelhofer feld, da wir nicht um 3 uhr früh losfahren wollen, um um 7:25 uhr anzukommen, sondern 2 std. später = 1 std. später: 5:00-8:25 uhr
  • das grummeln im bauch, das der luft keinen raum zum atmen lässt + aufregung heißt + die namen der orte rund um die -werdas: schwarzheide+schwarzkollm + die zugschaffnerin, die in ruhland den kopf herausstreckt + tschüss zu allen sagt (“süß”: die jugendlichen aufm weg zum ausflug)
  • der bus mit der fußschmerzenwerbung, der vom bahnhof abfährt, als wir mit der lädierten ferse ankommen, die durchhält + am 2. tag im allg. fußweh untergeht, sich jedoch 2 nächte später beim aufstehen wie 1 trümmerhaufen anfühlt, was die komplette schwedentour in frage stellt bis zum nächsten morgen, wo die welt wieder anders aussieht
  • die suche nach dem ausdruck im bild, das dem gefühl entspricht, seit wir die tour geplant: hoyerswerda, sachsen, wo die afd die größte partei in stadt+land + die erinnerung an die “ausschreitungen“, die ich nur als gefühl gespeichert + erst beim nachlesen merke: ich war 13 + alles ist mehr als 30 jahre her – und/aber trotzdem. #why!?
  • der saltozirkus mit den tiergehegen aufm pflaster + der gondelteich “ohne gondeln”, wo wir das 2. frühstück verzehren, nachdem wir im zug um 6:13 uhr bereits das müsli aufgegessen haben + das feststellen, dass die mitgebrachten rationen nur für heute reichen + wir im kiosk später shoppen müssen, was wir so tun, dass uns die 1. verkäuferin, als wir mit vollen händen den einkaufskorb nehmen, fragt: “ach doch noch mehr?”, worauf wir lachen “ja, wenn man erst 1x anfängt” + die 2. verkäuferin uns hinter der kasse irgendwann auffordert “sind Sie schon so weit?”, woraufhin wir noch 1 körnerbrötchen (“1 brötchen??”) + 2 nutellaAufstrichdöschen dazuordern (die aufschrift “traditionell gebacken” aufm zwieback + die frage, seit wann palmfett bei uns tradition hat + die erschreckende antwort auf 1 frage nach 1 kolonisationsprodukt)
  • die 11-12 kilo schildpanzer aufm rücken + das nachrechnen, was für schweden da noch alles rein muss, z.b. das ganze outdoorfood, das wir jetzt gekauft + können wir überhaupt alles tragen mit dieser ferse? das nachrechnen, dass wir das gewicht aufm rücken jetzt auch zusätzlich im fett auf den knochen tragen im vergleich von vor 9 jahren
  • der weg unter der zugbrücke durch, wo wir auf händen kriechen + zugleich beide handflächen in die scherben legen, wo wir glück, dass nur 1 kleine offene stelle zurückbleibt, als wir die lederhaut säubern + in der hocke vorangrätschen wie 1 tastender käfer
  • das grün des frühsommers, das fast zugewachsene schwarzwasser, die hochstehende sonne, die brennt, jetzt schon, das waten im hohen gras der eu geförderten hochwasserschutzanlage, das gehen ohne kopfhörer + die vogelrufe, die wir nicht zuordnen können + die frage, warum wir alles unterwegs gern wissen+kennen würden: die bäume, blumen, gräser, kräuter, vögel, käfer, pilze … – aber wenn wir wieder daheim, kein interesse haben + nur über emotionsregulation lesen vikings schauen
  • die kornblume im knopfloch + das shirt andersrum nur über die arme wegen der mücken, aber so viele sinds nicht + antibrumm ist irgendwann auch in allen klamotten, vorsicht beim hinlegen nachts!
  • die dumdummusik von irgendwoher, vielleicht aus 1 boot, das übers wasser gleitet oder 1 zelt am ufer, wir könnens nicht sehen, nur hören + nicht wissen, dass es 1 vorgeschmack von dem, was wir heute nacht erwarten, weil, wie der einweiser aufm campingplatz meint, heute gefeiert werde wegen pfingsten (feiertag!) + ich mir 1 platz bei den dauercamper*innen suchen soll, die sich wundern, wo er überall leute hinschicke + sich sorgen, sie könnten nachts über meine schnüre fallen, aber nein “Sie stören uns nicht!” (mein zelt ist so klein, dass sie sich später bestimmt schämen + um 4:24 uhr bin ich schon wieder weg)
  • der blitzerautomat an der straße, den ich bis kurz vorher für 1 kunstwerk halte + die alten roten backsteinbauten mit den blühenden büschen, die die fotoprogramminformation als rhododendron erkennt + wozu überhaupt irgendwas lernen jetzt mit chatqpt + vielleicht schreibt das programm auch diesen text?
  • die energiefabrik in knappenrode, wo sich das zoosymbol mit der giraffe als rotwildgehege rausstellt, wo 1 kuh gravitätisch vorbeitrabt + auf die älteste kuh wartet, die aussieht wie die mama von alle, mit der sie zusammen mit 1 kitz in meiner nähe unter den bäumen dem harren, was kommt, während sich der rest der gruppe mit dem bock, der erst sehr spät sehr müde heranschwankt unter seinem schweren geweihkopf, sich unter 1 anderen baum daneben sammelt, bis 1 älterer herr auf 1 scooter + 1 hund an der leine mit 1 großen sack heu heranfährt, auf den die alte kuh zuerst zusteuert: “auf wanderschaft mit so 1 großen rucksack?” (ja nur 2 tage) + die frage, was man mit 1 “wild”beobachtung von 5 min. schon alles aus 1 gruppensystem herauslesen kann
  • der graureihersee, der jetzt sperrbereich, wo man nicht hinkann + ich respektiere diesmal 1 schild auch ohne zaun + laufe die straße entlang, während ich mein 3. frühstück verzehre + mich frage, warum der grubenrand lebensgefahr, aber die hauptstraße ohne rad/fußweg die ausgezeichnete strecke sein soll
  • die verwilderten wanderwege neben den asphaltierten radwegen + die saftigen mischwälder neben den streichholzbaumkulturen
  • das geschlossene hotel “glückauf” + die raupe, die sich unter trockenen blättern versteckt mir = bedrohliches hindernis ausm weg geht
  • die jakubzburg in mortka, der man von weitem ansieht, dass sie 1 neu erbautes märchenschloss in blühender landschaft, das heute geschlossen, aber das café hat auf: der volle hof, das wort “hopfensaft”, die gedeckten kuchentische für die ewartete gesellschaft + der nicht kalte kaffee, weshalb es keinen eiskaffee gibt, aber eisschokolade schmeckt auch
  • die großen dicken alleeeichen entlang den straßen + der campingplatz, der auf 1 pfand für den sanitärschlüssel verzichtet, weil wir früh abreisen
  • die hitze im zelt bei sonnenuntergang + die kälte nachts: das ausprobieren der 3/4 matte + rucksack für die füße + die frage, ob wir in abisko frieren werden mit dem dünnen material + 1 notfallwärmedecke als isolation reichen würde, damit wir nicht die große schaumstoffrolle mitschleppen müssen + haben wir angst oder respekt vor dem weg?

was bleibt tag 2:

  • das ständige wachwerden mit explosionsartigem augenaufschlagen als hätte jemand auf meine alarmtaste gedrückt
  • der kurze guten-morgen-wortwechsel mit der putzkraft + das losgehen kurz vor sonnenaufgang: während wir 1 frau am see darauf warten sehen, dass die sonne zu ihr kommt, gehen wir ihr entgegen
  • die kälte in den knochen + der zweifel im gemüt, ob wir uns nicht zu viel vorgenommen haben, die essstörung, die will, dass wir radikal gewicht verlieren, um die leber ferse zu schonen + zu entlasten + der 3. stein am geopark 1 granit aus skandinavien + das gefühl, als ob es 1 zeichen: der stein, der hier heruntergerollt, den müssen wir wieder hinaufrollen, nur ankommen werden wir nicht
"die aufgestellten findlinge des lehrpfades wurden im tagebau lohsa-baufeld v des bkw "glückauf" knappenrode geborgen. sie wurden durch das eis der elster-eiszeit aus den ländern nordeuropas in die lausitz transportiert + mit sand + kies über den kohleflözen abgelagert."
gedenktafel "geologischer lehrpfad", juni 1983
  • die schießstätten + truppenübungsplätze rund um die baugruben + das zitat des leiters des tagebaus lohsa wolfgang dewitz “in vielen jahren wird man uns bergleute nicht mehr nach dem bewegten abraum und der geforderten kohle bewerten, sondern nach dem, was wir hinterlassen haben”
  • der nahe bahnhof lohsa direkt am see + der betrunkene radfahrer, den wir auf der haupstraße fast in den graben rudern sehen – später liegt er, den radweg erreicht, am straßenrand, trotz unseres mehrmaligen ansprechens nicht reagierend, sondern laut schnarchend – wir lassen den jungen liegen + seinen rausch ausschlafen + hoffen, die sonne kommt bald um die ecke, um ihn zu wärmen (bis fast nach hause denken wir immer wieder an ihn + ob es die richtige entscheidung war; hätten wir ihn anschubsen + versuchen sollen zu wecken? notruf? auf der hauptstraße auf der anderen seite der wiese sehen wir kurz darauf 1 krankenwagen vorbeifahren: großbetrieb feiertage)
  • das dampfende wasser der kleinen spree am frühen morgen, die wunderbar stillen nichtbetonierten pfade + unser privater sonnenaufgang, der 1/2 stunde später etwas fortgeschritten überm dreiweibernsee scheint wie 1 hellere erinnerung an den aufgang vom tollensesee + das aufkochen des kaffees + frühstücken vor jeder frühstückszeit, einfach weils passt
  • das asia-bistro mit döner kebap neben dem döner-bistro mit der verschobenen kebap statue, die uns an den blitzerautomaten erinnert + die liebeslebenwerbung der kolleg*innen der bzga für die kondombenutzung am penny “neues match” + die frage, was leute hier dazu wohl denken
  • die nichtvorhandene abkürzung zum speicherbecken dreiweibern (Tŕižonowa jězor), weshalb wir durch umweg am rastplatz vorbekommen + die aufklärung darüber, dass baden, tränken (“Tränken ist das Zutreiben von Vieh zur Wasserentnahme.”), schöpfen + befahren an den ausgewiesenen stellen erlaubt sei, aber tauchen nur ohne atemgerät
  • das anziehen des schrittes aufm asphalt rund um den see + wir werden trotzdem 9 std. brauchen
  • das klare wasser des sees + hier würde ich mich auch tränken, litte ich not
  • die 3 weiber am rastplatz, die nicht auf 1 selfie mit mir passen, ohne dass ich krumm geduckt unterm rucksack in der hocke verkrampfe + das feststellen beim ansehen der fotos, dass der flaum um unser kinn bedenkliche ausmaße annimmt
  • das verschwundene dorf scheibe (zhubjena serbska wjeska Šiboj)
- letzter ort im altkreis hoyerswerda (wojerecy), der der braunkohle weichen musste (zuletzt 23 einwohner)
- 1568 erstmals urkundlich erwähnt, wahrscheinlich aber noch ältere sorbische siedlung
- hatte viele sorbische flurnamen, wie pdhola = land hinter der heide; na hlinach = auf den lehmstellen; na serokom = auf dem breiten; …
- 1790: ausgngaspunkt eines aufruhrs der sorbischen fronbauern an der kleinen spree
- besaß seit 1841 eine eigene schulstube, der lehrer kam von burg nach scheibe zum unterricht
- 1861: kleinestes dorf im kreis hoyerswerda: 9 häuser + 58 einwohner 
- schulchronik vom anfang des 20. jh: „hier, wo zu hause kein deutsches wort fällt“
- weder gastwirtschaft noch laden im dorf
- 1923/24: erste landkäufe durch so genannte „kohlefelderagenten“
- 1924: anschluss ans stromnetz
- 6 gefallene im 2. weltkrieg
- 1951/53 anschluss ans zentrale trinkwassernetz
- 22.09.1984: verabschiedungsveranstaltung für die einwohner, die wegen des fortschreitenden tagebaus umsiedeln mussten
quelle: auszug aus dem hinweisschild am see am campingplatz scheibesee
  • der campingplatz nur für campingbusse + die hl. dreifaltigkeit wohnhaus+kinderspielplatz+müllentsorgung
  • die hochstehende sonne + die schafgarbe im knopfloch, die schneller verblüht, als ich ankommen kann
  • die dankbarkeit für alle wege, die nicht für radler*innen verlegt + das ausweichen aufn radweg später, als wir keinen bock mehr auf versinken im baugrubensand
  • die abkürzung der strecke, indem wir burg+bernsteinsee auslassen + das feststellen, dass am ende trotzdem 29 km zusammenkommen, wir wissen nicht wie
  • das bergbaugelände diesmal nicht gesperrt, sondern betreten erlaubt auf eigene gefahr + das testen des kompasses nach all den videos über vorwärts+rückwärts einschneiden (marschgangzahl+kreuzpeilung), all das wissen, das uns nichts hilft, wenn wir unseren standort nicht bestimmen können, weil
    – wir im wald,
    – keine sicht wegen nebel,
    – die orientierungspunkte in der landschaft nicht in der karte finden oder umgekehrt
    – oder ingen aning av ingenting haben
    + dass wir noch wissen müssen, wie die deklination in abisko ist (9,92°e)
  • der naturpfad am scheibesee, der schönste abschnitt, den wir erreicht, weil wir burg ausgelassen + das bad im see an der stelle der steilküste, wo andere ihren abfall gelassen haben + die 2 bierflaschen + 1 tüte igitt, die wir aus dem wasser bergen + auf den großen müllhaufen legen – sorry, aber das nehm ich nicht mit!
  • der sonnenbrand runderhum + die quälenden letzten km durch die ausflugskolonnen im wald + das hochhINauspanorama von hoyerswerda, das wlan angebot von “robi und claudi”, die eingeschossigen einkaufspassagen “treff 8” am feiertag wie im wüsten western, die erfrischungswerbung dort, wo bei mir das wasser aufhört, die kunststatuen im skulpturenpark aus dem 1. hoyerswerdaer bildhauersymposium + die hockende von peter kern, die mich an vigeland erinnert
  • die krabat-skulptour durch hoyerswerda + das #universontour mit der mottofrage: “wo endet das weltall?” + 1 langen warteschlange vorm kassenzelt + die erkenntnis, dass brigitte reimann aus burg stammte + in hoyerswerda wohnte + daher als persönlichkeit der stadt im hinweisschild erwähnung findet
  • die altstadt von hoyerswerda mit der johanneskirche mit dem werbeslogan “weil du 1 segen bist” für die taufe + der postgaststätte + dem baufälligen haus mit der verchlossenen, zugewachsenen eingangstür mit der zeitung im briefschlitz “vorsicht bissiger hund”
  • das kostenlose hoy-wlan + die anderen namens “martin router king” + “kummst hier net rein” der ansässigen franken + die dankbarkeit über das blitzeblanke 50 cent gebühr wc am bahnhof nach den letzten stunden unter brezelnder sonne + der frage, warum man durstig aufs klo muss, da könnte die evolution nachsteuern
  • die vielen züge + stunden, die wir brauchen, bis wir wieder in berlin, weil baustelle ab königs-wusterhausen + das deutschlandticket, das in 3 tagen abläuft zum 1. mal + die kündigung + neubuchung bei der bahn wegen den bahnbonuspunkten, die wir durch klicken des falschen links nicht bekommen, weshalb wir nochmal kündigen müssen + ist eh alles egal, weil die prämienpunkte auslaufen + der goldstatus dahin + kein einchecken mehr in der lunch lounge mit dem kostenlosen kaffee ohne fahrticket + wer kein geld hat, muss für alles mehr bezahlen als geldige im verhältnis + alles ändert sich ständig + ich weiß nicht, ob wir noch hinterherkommen – ich glaubs nicht, aber ich versuchs, ich bleib dran
  • die webcams rund um abisko + die frage, ob+wann der schnee wohl schmilzt + es sind nur noch 4 wochen
https://www.kaschpar.de/2023/07/17/who-do-you-think-you-are/
https://www.kaschpar.de/2023/07/16/klopfklopf-ix/
https://www.kaschpar.de/2023/07/20/die-sonne-findet-mich-schon/
https://www.kaschpar.de/2023/07/14/what-do-you-mean/
https://www.kaschpar.de/2023/07/18/kohlefelderagenten/
https://www.kaschpar.de/2023/07/21/ich-bin-doch-nicht-wegleidig/
https://www.kaschpar.de/2023/07/15/schneiden-tut-weh/
https://www.kaschpar.de/2023/07/19/ingen-aning-av-ingenting/
https://www.kaschpar.de/2023/07/22/what-do-you-care-kehr/

ich bin die mama von niemand