paulinenaue – neuruppin

paulinenaue – neuruppin, 32 km

2023/04

mit großem+kleinem havelländischen hauptkanal, der stillen pauline, fehrbelliner kanal, milliarden von entwässerungsgräben, alter anstaltsfriedhof treptow

was bleibt:

  • nur noch 10 tage bis zum deutschlandticket! (großer jubel in brandenburg, wenn die berliner*innen alle anrücken)
  • die katastrophale verdauungsnacht vom dienstag, die uns 1 leere/lehre verschafft in den nächsten tagen, aber nicht mehr schlaf, weil der stress so hoch + die lektüre der doktorin fleck: “ob und wie Sie stress wahrnehmen, ist auch 1 entscheidung.” – dankschön! I know!
  • der zug um 4:19 uhr ab berlin hbf knackig voll mit lauter jungen leuten + der junge mann, der mich fragt, wo ich aussteige + seufzt, als ich paulinenaue nenne, sonst hätte ich ihn aufwecken können später 🙂 leider nicht
  • die erste morgenröte seit monaten in voller montur – nur das handy schafft das fließende rotviolett nicht so abzulichten wie unser visueller cortex meint das lichtwellenspekturm auf der netzhaut abgefangen zu haben + die ständige frage, ob das, was wir sehen, auch andere so sehen oder nicht bzw. anders (so wie wir anders spüren)
  • der endlose radweg der stillen pauline, der stillgelegten gleise zwischen paulinenaue + neuruppin, wozu wir die alten (letzten) marathonschuhe angezogen haben, weil fast nur asphalt
  • die zur seite geschafften nutzlosen betonsockel wie gefällte baumstämme gestapelt+geschLichtet + die gänseschwärme in der fernen morgendämmerung
  • die zahlreichen rehe, die wir, nachdem sie uns eingehend beobachtet+eingeschätzt haben, von den lichtungen verscheuchen, nicht ohne hilfloses händerecken, das uns wie 1 sehnsuchtsvolles winken 1 abgebrochenen flügelschlags
  • das aufschnatternde flatternde geflügel, das wir aus dem schlaf geworfen + der übergroße rote sonnenball, dem wir auch 1 angemessenen gruß zukommen lassen (surya namaskar)
  • die riesigen weinbergschnecken zu unseren füßen + die erinnerung an die lehrerin, wie wir schon oft erzählt, die uns geld fürs sammeln gab, ohne dass wir wussten, was mit ihnen geschieht: schneck schneck, schnell ab ins versteck!
  • der wolkenlose himmel + das sonnenaufgangsspektakel mit dem direkten blick ins universum + die frage, warum so 1 anblick nicht jede*n beschämt auf das plastik in seinen händen blicken lässt
  • der einsame schwan im entwässerungsgraben + die roten (leder?)herzen, die jemand als wegmarken an pfeiler, bäume, baumstümpfe genagelt
  • der frühling mit all seinen blüten + die ruinen der verlassenen bahnhöfe + preußen, das land der knolle
  • die fleißigen eichenprozessionsspinner bzw. die (z.t. nicht) lesbaren warnschilder + das gierige efeu, das sich an den buchen emporrankt
  • die immer größer + trockener werdenden felder, die riesigen anbauflächen + biogasanlagen, die turmhohen milchverarbeitungsbetriebsstätten, die haufen autoreifen, die kühe in ihren freilaufställen mit den hälsen durch die gitter gereckt, das streu zu erhaschen, die mächtigen strohballen wie achtlos verstreute dunkle kieseltropfen auf saftiger weide, winzig von weitem
  • die beschriftungen der pausenbank, wo wir das mehr gesunde als ahnsehnliche frühstück einnehmen, darunter: “kommen aus der zukunft”
  • die initiative “radweg linum-kremmen jetzt!”, die seit jahren für 1 sicheren radweg dort kämpft, wo wir nächstens hinlaufen wollen + wo nach 3 jahren 2,75 km ausgebaut wurden + noch über 8 fehlen: ja so kommen wir nicht voran mit der energiewende!
  • die von weitem hörbare autobahn, die wir endlich queren + die bayern-münchen flagge über 1 einfamiliengrundstück an der dorfstraße
  • die stüler-kirche in langen mit dem imposanten eingangstor + die scharen von raben+tauben, die um den turm kreisen
  • die 3 alten herren zu beginn, mitte + ende, die uns nacheinander zu fahrrad, zu fuß, zu fahrrad begegnen + grüßen, als sie das graue haar über den tätowierungen sehen
  • das friedhofswasser, das wir uns abfüllen, das schmeckt wie das von daheim aus dem hahn auch
  • der glückspfennig, den ich auf dem boden finde + die orangenschalen später mit der erinnerung an den podcast, dass es 1 unterschied macht, ob gefahrengut im wald entsorgt wird oder 1 apfelbutzen, aber gespritzt ist gespritzt + die verwesung dauert 3x länger, weil alles länger dauert im wald + wie lange dauerts wohl im straßengraben? (und ja: ich schmeiß die bananenschale aus guatemala auch in die brandenburger büsche)
  • die gefallenen + schwer in der krümmung stehenden eichen mit den abgesägten ästen, die zu tief in die fahrbahn hingen, neben den gedüngten feldern + die frage, was sie hier spritzen
  • die verschönerten abfallentsorgungsbehälter der gab protzen + die erinnerung an die immerwährende frage der entscheidungsschwierigkeit + was da hineingehört
  • das industriegebiet neuruppin + das umziehen im friedhof + später wieder anlaufen müssen, um den zug zu kriegen, weil wir keine stunde aufenthalt uns gönnen vor ort (wieso nicht?) + das wieder ins schwitzen kommen danach
  • die to good to go bags mit brot+brötchen + die vielen reduzierten lebensmittel kurz vor ablauf des mindesthaltbarkeitsdatum im supermarkt der reichen am bnd mit der neuen schule gegenüber dem sozialwohnungsbau mit den satellitenschüsseln auf den balkonen + die frage, mit welcher neuen sucht wir die sucht nach schnäppchen nun wieder bekämpfen können, nachdem wir nicht mehr rauchen, trinken oder andere drogen konsumieren?
https://www.kaschpar.de/2023/05/31/vor_her_nach-6/
https://www.kaschpar.de/2023/06/04/look-how-far-weve-come/
https://www.kaschpar.de/2023/06/01/wenns-doch-nicht-zu-kitten-ist/
https://www.kaschpar.de/2023/06/02/wenn-ich-mal-gross-bin-iii/

auf dem friedhof kann man sich gut in sich vergraben