briesen (mark) – fürstenwalde (spree)

briesen (mark) – fürstenwalde (spree), 30,3 km

2023/03

mit nsg kersdorfer see, schleuse kersdorf, nsg rehagen, spree, dehmsee

was bleibt:

  • irgendwas vor+nach dem ereignis + das ereignis:
    2-3 männer + 1 frau streiten sich kurz vor 5 uhr morgens auf dem sbahnhof wedding + ich muss hinzu, weil einer anfängt, sie zu verfolgen – wir, einzwei passanten + ich, gehen dazwischen, aber erst der betrunkene zeigt mir, dass mein schreien nichts hilft: ruhig muss ich sein + sprechen, ganz ruhig – 1 see. anstatt dass sich die situation auflöst, verfolgen sie die frau weiter in die sbahn hinein – dabei wollten wir in den 2. wagen, aber jetzt muss ich mit in den 1. + zwischen die leute, damit weiter 1 ruhe herrscht.
    ich habe das nicht gelernt. ich habe ausweichen gelernt + zurückziehen, weglaufen trainiere ich.
    die frau aber mag nicht mit mir in den 2. wagen, sie habe/hat recht, die anderen sollen sich verpissen. die werden von mehreren seiten bequatscht, aber lassen sich nur immer kurz beruhigen, dann schimpfen + drohen sie weiter, selbst diese negativbotschaften schafft mein ruhiger see alle in sich zu schlucken + in die tiefe zu ziehen. am internationalen frauenkampftag darf ich ganz locker+leger mir anhören, dass die frau nur 1 mann brauche + das schlampenwort abfedern, während die frau die polizei ruft, die ihr rät, die notbremse zu ziehen, wenn es schlimm käme. sie muss aber zur arbeit.
    ich wäre gerne der rote stechlin hahn + würde in die höhe schnellen + die männer in ihrer überzahl + ihrem machogehabe zurechtbrüllen + anschubsen, was sie sich erlauben hier nachts 1 frau zu bedrohen + zu verfolgen?! aber ich kann es nicht + darf es nicht, ich muss dinge sagen wie „das würde ich jetzt nicht über jemanden sagen“ + „es hilft jetzt nichts, sich weiter zu beschimpfen“ + „die situation ist emotional aufgeheizt“.
    ich sehe beide gruppen im intersektionalen dilemma: hier die diskriminierungserfahrung aus mehrfachstigmatisierung, die nach 1 durchwachten nacht schnell hochgeht – dort die rekapitulierte angst aller traumata, die trotzig die unberechenbaren weiter provoziert. sie weicht kein stück zurück, sie kann auch nicht mehr, weil der wagen zu ende ist, wo sie steht, sie rührt sich auch nicht, als die gruppe aussteigt + einer von beiden noch 1x nah an die tür zu ihr tritt. sie geht erst 1 schritt zurück, als sie merkt, dass wegen ihr die tür nicht schließen kann zur abfahrt, da haben sie die typen aber schon zurückgezogen.
    ich bin fix+alle + muss 2 minuten meditieren, während mich die umsitzenden alten männer mit ihren müden fast schuldbewussten blicken mustern.
    dank an alle, die heute morgen um 5 in der s41 mit verhindert haben, dass 1 notbremse gezogen wird + ich nicht nach briesen komme an diesem feiertag, wo 1 frau zur arbeit wollte + 2-3 arschlöcher auf dem bahnsteig ankeifte, dass sie leiser seien sollen, weil sie die durchsage nicht verstand. wir wollen doch eigentlich alle nur ankommen – oder nicht?
  • im überfüllten re1 nach frankfurt/oder die tesla-armee in ihren schwarzen martialischen arbeitskluften wie 1 wand, die nach fangschleuse umfällt + mein gefühl beim rumstehen, dass jetzt aber wirklich nichts mehr passieren darf, weil all meine ressourcen, die ich nicht habe, erschöpft sind: ihr wisst ja alle gar nicht was ich (gerade) erlebt habe 
  • der 4-5 x umgeknickte knöchel vom wochenende beim losgehen kurze aufmerksamkeit auf sich ziehend, dann aber fast problemlos 18 km laufend, den rest eher schleufernd, langt ja auch
  • a good deed a day keeps the climate change/civil war/apocalypse a little longer away
  • der riesenholzlaster, der mich im wald überholt, um zur arbeit zu fahren + der podcast mit michael lange, der mal forstwirtschaft machen wollte, dann sich aber wegen der reinen nutzung ausbeutung der natur dagegen entschied (s.u.)
  • die bienenkörbe auf der wiese im kultischen kreis doch keine sitzgelegenheit wie erhofft + die pause auf der hellgard’s erholung mit dem falschen apostroph
  • die flucht der unbekannten wasservögel mit dem lauten schlag wie 1 heller schneller signalton aus dem radar
  • der biber an jeder ecke erkennbar hungrig + fleißig – mein lieblingsherztier + der blaue fleck am himmel
  • die erinnerung an die doku über die ultramarathontrailläuferin courtney dauwalter + wie sie bei 1 pause zu ihrer familie, die ihr ihre lieblingsgerichte mitgebracht, pancakes gebacken + nudeln gekocht haben, sagt: „food does not go in“ + wie lange ich gebraucht habe zu verstehen, sie meint: sie kann nichts essen, der körper prozessiert keine nahrung: food does not go in (my machine)
  • die herauskommende sonne, ganz unerwartet, die pause am see an der autobahn (vorne hui, hinten pfui), + die sprachnachricht an die freundin, danke, dass ich mich dir mitteilen darf!
  • die milleniumseiche mit dem 2010-fachen unseres bauchumfangs, die wie surreal ins video eingeschnitten aussieht + die frau mit den kläffenden hündchen, die uns den weg weist
  • der lange weg durch das industriegebiet in der warmen „daunen“jacke + der zuvor nicht aufgefallene frauenort der clara grunwald direkt am bahnhof
  • der ubahnfahrer mit dem kopf in der hand aufgestützt – I so feel you!

„plötzlich sehen wir die ergebnisse und wundern uns:
klimawandel, umweltverschmutzung, artensterben“

Michael Lange, in: WDR 5 Quarks, 02.03.2023