auf dem e9 an der küste entlang – teil 3/1
2013/09 teil 1: warnemünde – barth
2015/09 teil 2: wolgast – barth
2023/01 teil 3: swinemünde/świnoujście – wolgast
- tag 1: swinemünde/świnoujście – koserow, 29,4 km
- tag 2: koserow – wolgast, 28,8 km
was bleibt teil 3 (tag 1):
- die jubiläumswanderung 10 jahre nach dem 1. mal auf demselben weg
- die fast 5 stunden anfahrt ab morgens um 4 uhr + die bahnschaffnerin, die uns “viel spaß” wünscht
- das lange recherchieren nach windrichtung, um nicht im gegenwind zu laufen, was nicht ganz klappt, weil am 1. tag noch ausläufer des sturms unterwegs sind, die zwar nord-süd-richtung einschlagen, aber uns dennoch voll schräg in die breitseite mit gesicht treffen
- das leere świnoujście zur nebensaison + der volle strand, weil das 1. mal sonne nach vielen wochen + die vergessene sonnenbrille
- das kreischen der möwen über der hafenstadt + das rauschen + brauschen des meeres
- der ständige hunger am morgen + wer kauft um 4 uhr früh 1 frischkäsebrezel?
- die abwechselnde wanderung zwischen sTRand + fahrradweg + keine kontrolle an keiner grenze, danke, europa!
- der vergessene scorpion-lastwagenanhänger am sonst leeren parklplatz
- die hinweistafel zum radweg in 3 sprachen + die vertauschung der englischen+deutschen flagge vor den übersetzungen
- der e9 auf dem hanseatenweg mit dem hansekoggezeichen + der fkk-strand in kombination mit dem hundestrand
- meine spuren im sand in den dicken winterschuhen mit den neuen gamaschen made in china der firma urberg aus göteborg gesendet – 1 klagender ökologischer tiefer abdruck unterm sicher 10 kilo schweren gepäck – das nächste mal vorher “made in” recherchieren! (und heute bei globetrotter: nein, das (ersatzdeckel wasserkessel) gibts nicht, ach echt beim hersteller? ja, das wäre 1 sonderbestellung, ist besser, wenn Sies gleich selber bestellen) – wozu braucht man 1 deckel?
- die erinnerung an den urlaub mit der schwester + der mutter in heringsdorf + das bild der rauchenden katja mit wehendem haar nach der bestandenden letzten germanistikprüfung 10 kg leichter als heute, wo die mutter ihr kurzentschlossen die hand greift + etwas quetscht, wovon wir so überrascht, das wir gar nicht zurückdrücken können im klammergriff + die erinnerung an die kinderkrankheiten, wo wir die mutter, die wieder zurück in die wirtschaft musste, anflehten, noch 1 wenig zu bleiben + uns die hände zu halten (handerl haltn), was nie fruchtete, weil immer arbeit, zu viel + voran
- der junge mit dem drachen bei bestem wetter + die woche urlaub, die wir uns aus den laufenden arbeitsterminen wegen der wegen krankheit verpassten erholung herausgeschnitten wie flatterhafte vergängliche träume
- die seebrücke von heringsdorf + wie wir, nachdem wir 2 beherzte einheimische mit gummistiefeln durch die brandende flut zur treppe springen sehen, hinterherhechten + die wasserdichtigkeit unserer stiefel + gamaschen falsch einschätzen + die temperatur des wassers durch unsere socken hindurch ermessen
- der warme milchkaffee zur aufwärmung + der abstecher durch die stadt, wo die villa, wo fontane 1x in seinem leben 1 woche verbrachte im urzustand aufgemöbelt, sich als “fontane-haus” vermarktet
- die langen leeren strandpromenaden, die wir aufsuchen, wenn die strände wieder zu voll + dass der weg nicht 1 linie ist, die 1 gpx datei uns vorgibt, sondern 1 freie an mehr oder weniger interessanten stützpunkten vorbei uns nur 1 richtung angibt, die wir frei gestalten können
- das wunderbare steilufer bei bansin + die erinnerung an die wochenendflucht im januar 2015, wo wir raus aus der beziehungskrise rein ins rügener naturschutzgebiet + nicht wieder zurück
- die abschüssigen hänge + die
sonntagsausflügler*innenleute, die uns überholen + grüßen oder nicht ist 1 persönlichkeitsfrage + abhängig von der art der gefühlsmäßigen übereinstimmung mit dem gegenüber – alleinstehendegehende frauen grüßen sich häufiger als einzelgänger*innen+paare - die zweidrei stellen, die fast ein bisschen zu schmal sind zum drumrumgehen an der steilküste + die erinnerung an den idiotenfreund, der uns unwissen + bekifft auf den damals gesperrten camino del rey ohne sicherungsgurt über schmale balken über hunderte meter abgrund geführt + als klar war, dass es später kein weiter geben würde, zurück geführt hat + die tracht prügel, die er dafür in meiner erinnerung bezogen oder die ich ihm zumindest in schlechtestem spanisch angedroht + die frage, auf was für deppen ich mein leben lang reingefallen bin + dass die sicherste + beste art des unterwegs seins + lebens in anbetracht dieser erfahrungen die alleinige ist
- die krassen wurzeln der riesenbuchen, denen der grund unterm arsch wegdriftet – woran halten sie sich? + das fressen des wassers am küstenrand
das kliff am langen berg auf usedom ist mit am stärksten von abtragungen betroffen, ca. 30 cm schluckt das meer jährlich von den durch rutschungen + abbrüchen abgegangen küstenmassen. das steilufer besteht aus eiszeitlichen ablagerungen, v.a. schmelzwassersand + ein wenig geschiebemergel, der am strand ausgewaschene gerölle zurücklässt. wird lockermasse abgetragen, rutscht der restliche sand einfach nach - manchmal zusammen mit den ganzen bäumen. im winter kommt es gefrieren des eingesickerten grundwassers zu natürlichen frostsprengungen. quelle: hinweistafel am ufer
- die minimenschen unten am strand + die riesentreppen über der fallhöhe mit schwindelromantik
- das abkürzen der strecke am ende wegen der kälte + der sicherheit, das würde man am nächsten tag schon schaffen zusätzlich
- die dinge, die ich nicht aufschreibe, weil sie nicht in meine welt passen + ich hoffe, dass ich sie vergesse
- die tragischen sagen, mit denen oft orte + namen verknüpft sind + der gedanke an die menschen, auf denen sie beruhen: wies ihnen heute wohl erginge?
teufelsberg "der name beruht auf 1 sage. 1 klumpfüßiger schuster, der mit dem teufel im bunde stehe, habe sein domizil in der nähe des strandes aufgeschlagen. nachts unternahm er ausgedehnte spaziergänge, um sich mit seinen brüdern zu treffen. was sie dort taten, hat niemand erfahren: nur laute geräusche wurden vernommen. 1 tages durchzuckten ungewöhnliche blitze verbunden mit starkem donner die nacht. seither sind hab + gut des schusters verschwunden. nur der name teufelsberg + die teufelskuhle erinnern noch an ihn."
- die männer, die den baum fällen ohne hinweisschild mitten aufm weg
- die 5 min. meditation auf der bank in der sonne am ende wie 1 gLut + die badeempfehlung von 1922 fr den “normalmenschen”
- das hotel zum sparpreis + die kostenlose aber nicht eingelöste saunamöglichkeit + das keine wlan, weil man zum 3. mal hätte zur rezeption hinunter müssen + das unnütze tablet, weil 1 auf dem zimmer zur freien recherche (nur arte kann man nicht sehen weil der browser zu alt)