saarmund – beelitz (e10)
saarmund – beelitz, 26 km
2022/11
mit europäischem fernwanderweg e10, saarmunder berge, ziebchenberg, grämnitzberge, nuthe-nieplitz-niederung, “spargelstadt beelitz“
was bleibt:
- die halbe stunde, die der zug verspätung hat, wodurch wir den anschlusszug verpassen werden, woraufhin wir nach studieren aller möglichkeiten (darunter derer, die die bahn uns von zuhause aus vorschlägt, wonach wir noch 1 chane gehabt hätten), uns für die umgekehrte route entscheiden + nicht nach beelitz fahren, wobei wir uns gerade erst noch vor 2 tagen beim durchsuchen der alten geplanten strecken umentschieden hatten, nicht von beelitz nach saarmund, sondern von saarmund nach beelitz zu fahren, weil in saarmund ersatzbusverkehr + in beelitz nur alle 2 stunden 1 zug + mal zwischendurch 1 bus hält, woraufhin wir also uns nach dem zurückzurückentscheiden 1 milchkaffee + 1 croissant kaufen, wobei die gerade erst angeschaltete kaffeemaschine zuerst von der mitarbeiterin für den milchfluss entsperrt werden muss, und in den nächsten zug steigen richtung potsdam (der noch vor dem verspäteten ankommt, der im übrigen wegen “zu später bereitstellung des zuges” verspätung hat)
- das nichtkaufen 1 anschlusstickets, weil wir ja schon 1 ticket nach beelitz ohne umweg gekauft haben, was strenggenommen nicht gelten würde, wie wir wissen, aber da im ersatzbus, den wir erst nach mehrmaligem umrunden der potsdamer ausgänge + haltestellen gefunden haben (merke: wenn nix dransteht, fährt da nix) niemand kontrolliert + wir beim zurückfahren ja wieder 1 ticket von beelitz zurückkaufen müssen
- das einsteigen in den ersatzbus nach 1 jungen mann mit handkaffee, den der busfahrer, während er den dreck der vorangegangenen gäste hinauskehrt, wegen der kälte draußen vor abfahrt hereinkommen lässt + sein ausgestreckter arm, als wir fragen, ob saarmund auch auf der route steht
- der wunderbare sonnenaufgang direkt im 1. nebelfeld noch am saarmunder bahnhof
- die kalten handschuhfinger
- der ersatzbus, der umgekehrt wieder an uns vorbeifährt
- die saarmunder berge: der eichberg mit keiner aussicht, erst mit dem 2. anlauf die weite sicht über das nebelverhangene tal im aufgehenden sonnenschein + wie gut sich wieder alles ausgegangen ist trotz/gerade wegen aller komplikationen + alles wird schön
- der tiefe sand + die krüppelkiefern
- der halbdreiviertelmond, der nicht abdanken mag
- die gefallene birke + ihr wolkenpendant, die wir nicht bemerkt hätten, wären wir nicht zuerst falsch gelaufen
- überhaupt das unsichere linksrechts den gesamten weg entlang trotz der ausschilderung
- der saarmunder sandberg + all die metallenen flitterblätter 1 vergangen feier
- das mühsame stapfen + die versinkenden stöcke
- der saarmunder flugplatz mit flugschule + modellbau
- das kreuz im wald für dennis
- die autobahn
- ziebchen+backofenberg + die vielen hügel+täler + was man hier alles 1 berg nennt + die vorfreude auf die vom februar auf november verschobene body of work veranstaltung von hannah gadsby heute abend + 1x durchgehen der eigenen traumatischen erinnerungen in der englischen sprache + und ja, aus 1 anderen perspektive könnte z.b. die knockoutspritze im krankenwagen nach dem fahrradunfall + das nackte erwachen mit katheder ohne brille stunden später in der klinik nach 1 ct (and pregnancytest: “we couldn’t ask you because you were unconcious”) auch positiv ausgelegt werden im sinne: die notärzt*in wollte mir etwas gutes tun, weil in meinem zustand zwischen panik+lähmung nicht klar war, welche art verletzung wirklich vorlag + das aufschneiden der kleidung + anfassen des körpers unabdingbar war … (on the other hand where there the emergency lads before who took immediately their hands of my body when I was lying on the ground after getting hit by the car when I answered their not stopping questions about my healthhistory truly with “I have hiv”, and laid a blanket over me: “that’s something for the experts”)
- die sonne + wieder die sonnenbrille nicht dabei, weil diesmal nicht gefunden, und der girdle ist auch verschwunden
- der große hund, der uns in den weg springt + zum anhalten zwingt, nachdem wir gerade erst anlauf den berg hinunter genommen haben, wo wir 3 pilzsucher*innen überholt, und wir machen alles ganz richtig + bleiben stehen + halten nach 1 besitzer*in ausschau, die auch weit hinten auf 1 hügel langsam sichtbar wird, während ihr lautes rufen nach ihrem
hunterhund in seinem dröhnendem gebell untergeht “ich kann leider nicht so schnell” – wir fragen nicht, warum der hund überhaupt frei rumläuft, wenn er nicht auf sie hört + sie nicht hinterherkommt, sondern warten, bis sie uns zuruft: “gehen Sie ruhig weiter” – worauf wir wieder anlauf nehmen, was derbluthund jedoch als aufforderung zur jagd versteht + leffzenlechzend sich an unsere fersen heftet, worauf wir wieder stehenbleiben, jetzt über die innerliche ruhe hinaus in der lähmung begriffen, das hecheln + bellen im rücken: “lass die frau in ruhe!” - das aufhören des laufs + das langsame waten durch all die stickigen erinnerungen, die 1 lähmung hervorruft
- ich bin voll des vaters stummen vorwurf
- das suchen nach dem abendticket in den mails + das schwache erinnern daran, das wir es schon mal ausgedruckt haben + das lesen von “dieses ticket ist nur gültig mit 1 scanbaren dina4 ausdruck” + das downloaden der app, was auch nicht hilft + wer hat denn noch 1 drucker daheim? (außer uns, bevor wir ihn wegen kaputter kartuschen + grundsätzlichen problemen zum verschenken weggestellt haben)
- die müllsäcke, für die jemand sich die mühe gemacht hat, hier rauszufahren + sie abzuladen + obs nicht doch einfacher, umweltschonender + mit mehr hirn geht (elektrogeräte bitte auch zur elektroentsorgung und nicht zum verschenken auf die straße: “Bitte überlassen Sie Ihre Elektrogeräte nicht illegalen Händlern, die sich oft vor den Recyclinghöfen tummeln.”)
- “and then we all had a good cry”
- all die nötkreatur
- die hohe sonne + der zebrawolkenhimmel (cirrocumulus)
- der elektrozaun, der sich mit hilfe von griffen aushebeln + umgehen lässt + der später komplett 3fach mit bändern, stöcken + handschuhen abgesteckte weg, als ob das hier privat wäre (ist es das?)
- der mann im ort, der leuten was in den briefkasten wirft, aber kaum die 3 schritte vom auto zum haus + zurück schafft – I so feel you mit meiner hüfte heute
- die fotofrauen mit traditionellen hüten + körben auf den werbungen für die spargelstadt beelitz + der osteuropäische spargelstecher auf dem fahrradweg außerhalb der saison + die erinnerung an das erntedrama im coronajahr, als die ernte des beliebtesten deutschen saisonalen gemüses (“bleichspargel”) auf der kippe stand wegen geschlossener grenzen – und wie schnell 1 grenze fallen kann, wenns um sowas geht + und wie schnell sie durch mauern gesichert werden, wenn nicht
- der freundliche mann mit dem netten hund zur kompensation des vorherigen erlebnisses + der vermutlich dazugehörige kombi mit dem hundeabteil + der kennziffer 777
- die erinnerung an beelitz beim 1. mal + die kunstspargelstangen mit den smilies (kein bild, kein text, denn wir waren im 3. monat breaking the run)
- die blickkontaktlosen beelitzer*innen + ich, brillenschlange ohne brille mit dem pflasterblick
- die frage nach gleis 1 auf gleis 2 an die beiden damen, die sich im schatten der wintersonne auf 2 plastikstühlen zigaretten anzünden “da hinterm container, das finden Sie schon” + früher hätten wir nicht gefragt
- das finden des tickets in der ablage 2022 + das abendliche 1,5 stunden auf dem gesicherten platz warten auf den beginn der veranstaltung + die wunderbare hannah gadsby “I don’t do eyecontact” – it’s not a show – that’s life: just makes you laugh after you survived it