breddin – havelberg & retour
breddin, breddiner schweiz, kümmernitzer wasserfall, neue jäglitz, vogelbeobachtung stremel, havelberg, 36,4 km
2022/03
was bleibt:
- der zugfahrer + ich winken uns zum abschied zu – ich bin gefühlt der einzige fahrgast und tatsächlich die einzige, die in breddin um 5:33 uhr aussteigt
- noch 1 stunde bis sonnenaufgang und schon die helle dämmerung im osten, da, wo wir herkommen
- fast den ganzen tag die sonne im rücken (wie der krieg, der jeden tag näher rückt, ob wirs wahrhaben wollen oder nicht)
- das unwirkliche licht hinter breddin + der helle fastrunde vollmond über den wiesen, der sich nicht scharfstellen lässt
- all die verschwommenen weitwinkelaufnahmen
- der reif auf den wiesen + die schneidende kälte, die wir nicht wahrhaben wollen mehr im märz
- das schild zu beginn des weges mit dem hinweis, die wege besser nicht zu betreten aufgrund der gefahr für leib+leben + die gewissheit, das wäre 1 schönerer tod als –
- die aufgehende sonne hinter den kahlen bäumen
- das sich schlingernde königsfließ in der breddiner schweiz (was wir nicht wissen + erst durch 1 schild darüber aufgeklärt werden)
- der sonnenaufgang hinterm haus, das wir gerne hätten
- der wald, der einmal war und der, der bald wieder sein wird
- die sonne
- der deich + die plötzliche freie sicht auf all das havelland
- all die vögel in den nasskalten wiesen
- der vogelbeobachtungsturm mit dem offenen fenster + die schwalbe, die wir aufstöbern darin
- die abweichung vom radweg, um über den stremel nach havelberg zu kommen
- der schwan, der geduldig wartet, bis wir die kamera entsperrt haben vom handy, um 1 foto von ihm zu machen
- der übergang vom laufen ins gehen, immer da, wo es zu schön, um zu vorbeilaufen oder wo die vögel genug zeit haben sollen, in ruhe zu flüchten
- all das wasser der havel, zunehmend, all die sumpfigen wiesen
- der vogelbeobachtungsturm, der den sturm überlebt + den wir fürs windgeschützte frühstück nutzen (die schrift am einstieg „tür-seite“, die leere flasche bier, das tuch überm sitz für den warmen hintern, der nagel in der wand zum aufhängen der jacke), die schwierigkeit beim abstieg
- all das zunehmende wasser + der plötzlich unerwartet abgschnittene weg (das hätten wir uns aber auch denken können …)
- die erinnerung an schweden, nyhamnsläge och lerhamns + möllehässles + kullabergs naturreservat, wo wir über die wiesen auch keinen weg mehr fanden wegen all des wassers
- (och kullens fyr och nimis och den royal republic of ladonia)
- die nassen füße + die kalten hände, die trocken+warm werden im lauf
- die pferde auf der koppel + die rückkehr der zivilisation, die wir umgehen wollten
- johannes der bischof + der hausgerätemeister von wöplitz
- die weinberge, das kopfsteinpflaster + die kleinen häuser von havelberg
- das grüßen der menschen
- der blick
zur burgzum dom + die frage, ob wir auch die geplante strecke zwischen havel+elbe zum anschluss an die letzte tour aussetzen + stattdessen stadtbesichtigung machen könnten - der geschlossene landbäcker
- der plötzliche bruch der planung
- das aufsuchen der nächsten warmen lokalität,
das auslassen des cafés, das betreten des cafés, das orientierungslose stehen im flur neben dem frühstücksbuffet, der alte mann, der sich die maske aufzieht + mit 1 leeren brötchenkorb an uns vorbeiläuft, das zurücktreten, hinausgehen + leise schließen der tür, das frohsein über die maske auf der nase, damit sich niemand an unser verstörtes gesicht erinnert (was hast du denn nur? was ist denn nur mit dir los? was stimmt denn nicht mit dir?) - das flüchten über die hauptstraße in die entgegengesetzte richtung zum edeka, die unfreundlichen menschen an der theke, die „ukrainer“ (krapfen) für 2,- € das stück und 80 Ct davon als spende, die wir aber nicht kaufen können, sondern das rosinenbrot für daheim, das gefärbte ei (vermutlich aus bodenhaltung) für jetzt, der warme große milchkaffee, der tunkbare müsliriegel
- das neusortieren + orientieren
- die umplanung (wir können keine 40 km gehen (heute über die havel-elbe-insel nach glöwen und hin+zurück wollen wir auch nicht mehr die lange hauptstraße hinunter))
- das auslassen des anschlusses an die letzte tour
- die rückkehr nach breddin, der umweg über das vielfach ausgeschilderte damelack mit seiner dorfkirche, die nette frau im ort
- der julianenhof wie 1 kloster von weitem
- das ergänzen der beerdingungshitlist (arik brauer: gemma gemma; ane brun: all my tears; asaf avidan: one day; daniel kahn: freedom is a verb; david motion & sally potter: coming; the dead south: in hell I’ll be in good company; of monsters and men: dirty paws; tom rosenthal: go solo; tracy chapman: she’s got her ticket) nun noch arik brauer: im himmel (die einzige party, die ich plane)
- singen beim laufen
- der ehemalige hachschara kibbuz, den wir nicht gesehen hätten, wären wir die andere strecke gelaufen, in havelberg geblieben oder nicht über damelack gekommen
- der wald und immer der wald
- der zug in 1 stunde und 6,5 km entfernung – das vertrauen, dass wir (mit der ibu) das schaffen können wieder (undenkbar vor einigen monaten)
- das hervortreten der sonne hinter der wolke und das auf uns zurollende licht
- damelack und die kirche (dann haben wir das auch gemacht)
- die hauptstraße nach breddin, nicht so schlimm befahren, gut zu laufen
- sogar noch zeit zum shirt umziehen
- die erschöpfung nach der zu langen strecke
- die lähmung des geistes durch den krieg + das ständige neuladen des newstickers (mehr geht nicht mehr)