berlin-marathon 1/5
laufen Sie 1 marathon.
melden Sie sich beim berlin-marathon an: da bekommen Sie nicht sofort 1 zusage, sondern haben die chance auf 1 los! irgendjemand – 1 fee an 1 trommel – entscheidet, ob Sie teilnehmen dürfen oder nicht. so können Sie am ende sagen: das schicksal hats so gewollt. seien Sie froh, dass Sie bereits knapp 1 jahr vorher bescheid bekommen, so haben Sie genügend zeit sich vorzubereiten.
tatsächlich in fact: machen Sie das ganze 5x. kriegen Sie jedesmal 1 los. fragen Sie sich dann, ob das nun immer so weitergehen laufen gehen soll.
1. berlin-marathon: 25.09.2016, 42,195 km/5:19:34 std.
Sie haben von nichts 1 ahnung. 1 kollege sagt 2015 zu Ihnen: melde dich doch mal an, du weißt ja nicht, ob du 1 los bekommst. haha. da haben Sies nun.
am besten haben Sie erstmal 1 tag vor Ihrem geburtstag 1 fahrradunfall (kollision mit 1 auto) – im krankenhaus sagt man Ihnen aber, dass nichts gebrochen sei. fallen Sie trotzdem erstmal ein paar wochen aus + machen 1 traumatherapie. hatten Sie nicht noch andere ziele?
fangen Sie trotzdem mit dem training an, es gibt genug pläne im netz + als app. kriegen Sie mal mit, dass das 1 rundumpaket ist, das Sie gebucht haben, so dass Sie mindestens 3-6 monate vor dem marathon nichts anderes mehr machen, als sich darauf vorzubereiten:
- lange läufe für die ausdauer
- kurze läufe für die kraft
- fahrtspiel + intervalltraining fürs tempo
- stabilisierungsübungen für den rumpf
- dehnungsübungen für die muskeln
- 1 ruhetag die woche
laufen Sie mal mit 1 kollegen – bestimmt sagt er Ihnen, dass Sie den marathon in 4 std. laufen können. glauben Sie ihm ruhig. er hat ja ahnung. Sie anscheinend nicht.
beim materialcheck denken Sie, dass die dünnen kleinen leichten marathonschuhe das beste für Sie wären, Sie haben auch noch vor, Ihr gewicht zu reduzieren, dann sollte sich das bestimmt ausgehen. ziehen Sie sich in jedem fall zu warm an, tragen Sie keine kontaktlinsen, sondern die sonnenbrille mit den geschliffenen gläsern, tragen Sie Ihr handy am arm. Sie können noch so viel lernen, warum sollten Sie es alles beim 1. mal schon wissen.
kommen Sie so gut ins training rein, dass Sie das gefühl haben, da sei noch mehr drin. verknüpfen Sie den erfolg bei diesem lauf an 1 persönliches zusätzliches ziel: z.b. Ihr öffentliches hiv-outing. warum nicht? wenn Sie den marathon schaffen nach 15 jahren mit hiv, kann Ihnen keine*r mehr was. setzen Sie sich ruhig unter druck, weil jetzt müssen Sies ja auch tun. beides. sonst wäre es ja 1 versagen auf ganzer linie länge.
nehmen Sie 14 tage vorher urlaub. gehen Sie in die berge, um noch 1 kleines höhentraining zu absolvieren. treffen Sie blogkamerad*innen. lassen Sie sich motivieren.
bei der startunterlagenabholung sagt der kollege des kollegen zu der info, dass Sie auch laufen, gar nichts, sondern sieht Sie einfach nur von oben bis unten an. was soll das heißen? auf die frage, ob Sie schon mal über 30 km gelaufen sind, können Sie sagen ja: 2x bis 35 km. (und gehen am ende zählt doch auch oder?)
seien Sie aufgeregt. bereiten Sie alles für das outing vor. werden Sie emotional auf der startbahn.
der lauf
- laufen Sie zu schnell los.
- stellen Sie fest, dass Sie von speicherung von kohlenhydraten in muskeln+leber noch keine ahnung hatten + Sie die pastaparty dummerweise ausgelassen haben.
- obwohl es gut losgeht, sehr gut sogar, rumpeln Sie so schnell, dass Sie bei km 21 – kurz nachdem Sie den freund*innen an der strecke zugewunken haben – abstürzen + anscheinend das der mann mit dem hammer sein muss, der bei den erfahrenen läufer*innen erst bei km 30 kommt.
- Sie können nur mit mühe + not weitertrippeln, erholen sich aber dank des ganzen zuckerwassers wieder etwas
- wundern Sie sich ruhig, wie lang die strecke ist. das hätten Sie ja nicht gedacht. fühlt sich auch viel länger an. außerdem sind Sie seit stunden unterwegs. und je langsamer Sie laufen, desto länger dauert es.
- kommen Sie richtung zielgerade. die letzten km ging es wieder so gut, dass Sie doch noch glauben, wenigstens unter 5 std. ins ziel zu kommen, das wäre ja auch was.
- kriegen Sie bei km 39 schließlich 1 krampf.
- !!!
- wehren Sie 1 sanitäter*in ab, welche*r Sie aus dem rennen ziehen will, das geht auf keinen fall. erholen Sie sich am rand, während alle vorbeilaufen+gehen.
- mühen Sie sich hoch. gehen Sie. versuchen Sie nicht zu laufen. gehen Sie. langsam.
- verzweifeln Sie nicht, wenn die uhr Ihnen sagt, Sie hätten schon 42,195 km gelaufen – Sie sind ja nicht der blauen linie entlang die ganze zeit, es werden noch ca. 500 m mehr …
- warten Sie ab. wenn Sie endlich in richtung brandenburger tor kommen, versuchen Sie ein bisschen zu trippeln, Sie wollen schließlich den marathon laufen, bis zum ende.
- …
- kommen Sie durch.
seien Sie vollkommen erschöpft+erlöst + schicken Sie das outing los, danken Sie allen unterstützer*innen. Sie haben es geschafft. es kann Ihnen nichts mehr passieren.
versuchen Sie irgendwie heimzukommen. nehmen Sie sich fürs nächste mal veränderungen vor beim training, der nahrung, dem gewicht, der kleidung, alles kann man optimieren. vielleicht schaffen Sie keine 4 stunden, aber wer weiß, die 5 stunden sollten Sie doch knacken (!).
melden Sie sich ein paar tage später zum nächsten marathon an. Sie wissen ja nicht, ob Sie 1 los bekommen.