münchen
fahren Sie mal nach münchen. keine angst. machen Sie nur 1 kurz tour. Ihre leserschaft wird es Ihnen danken.
münchen an der isar, 12,4 km
2021/09
treffen Sie erstmal 1 freundin ❤️. nehmen Sie sich zeit. dafür haben Sie 1 übernachtung eingeplant. für die buchung haben Sie sich für 1 hotel entschieden, das Sie von der arbeit aus kennen – zumindest haben Sie es immer für kolleg*innen gebucht. stellen Sie plötzlich entsetzt fest, dass Sie seit 11 jahren bei der aidshilfe arbeiten und das hotel sich in der zwischenzeit nicht verändert hat, die welt aber schon. buchen Sie es künftig nicht mehr. oder buchen Sie es trotzdem, weil Sie dieses herz haben, Sie buchen es ja für andere 🙂
geschenke aus regensburg – schlüssel in münchen
lassen Sie sich von der freundin nach dem besten cocktail der welt mit dem schlechtesten namen der welt ein paar tipps für 1 schöne strecke geben, vergessen Sie übernacht alles, was Sie gehört haben und laufen Sie in die entgegensetzte richtung. macht nichts, denn gen süden waren Sie laut gpsübersichtskarte ja schon unterwegs. sonst kennen Sie kaum was, wann wären Sie schon mal in der schönen “wir tun alle so als ob” stadt? mal auf 1 kurzbesuch oder nur außerhalb in 1 kongresszentrum vor jahren, aber sonst … kennen Sie nichts. und Sie wollen doch endlich mal den berühmt berüchtigten englischen garten sehen, in dem schon die weg+ausgezogene tante flanierte.
symbolbilder
glauben Sie ruhig, Sie könnten 16 km nach der woche in regensburg laufen, Sie haben genug alkohol im blut, um sich das kurz nach mitternacht noch ins gps zu planen. am nächsten morgen wachen Sie um viertel vor 5 bei strömendem regen auf, stellen Sie unpflichtbewusst den wecker von 5:07 auf 6:37 nach vorne, vielleicht hört es ja noch auf, es ist auch noch ganz dunkel. außerdem haben Sie noch gar nicht ausgeschlafen.
drehen Sie sich im einzelbett um und versuchen Sie noch 1 dreiviertelstunde einzuschlafen, bevor Sie dann doch aufstehen. machen Sie ganz langsam. trinken Sie das kostenlose wasser. trinken Sie zusätzlich leitungswasser. kontaktlinsen. eine. zwei. socken. zwei. hose. zwei. nacheinander. shirt. bh. gottseidank haben Sie alles am vortag zurechtgelegt.
trinken Sie den matchashot, für was haben Sie sich das paket schicken lassen? brauchen Sie noch 1 ewigkeit für sachen mit dem handy. werden Sie wach dabei. oder auch nicht. geben Sie den schlüssel wie empfohlen beim empfang ab, sonst werden Sie wieder wie gestern nacht von 2 sicherheitskräften kontrolliert, wenn Sie reingehen wollen, und müssen wie 1 schulkind den schlüssel vorzeigen.
isar – wahrscheinlich schöner als die spree. aber man soll ja nicht vergleichen.
treten Sie vor die tür in den regen, seien Sie sich sicher, dass der empfangsmitarbeiter Sie beobachtet und wetten darauf abschließt, ob Sie loslaufen. und wenn Sies tun, wann Sie zurückkommen. vertrauen Sie auf den strömenden regen. Sie werden schon wach.
hindurchgelugt
laufen Sie an die isar und ab hier an ihr unter den bäumen entlang, da können Sie das zusatzlangarmshirt unter den gürtel schnallen, vielleicht bleibt es ein bisschen trocken für die rückfahrt mit der ubahn, die Sie sich zugemutet haben, weil Sie das so lange nicht mehr hatten, nur von a nach b, statt hin+zurück. haha. trocken …
stellen Sie beleidigt fest, dass münchen schöner ist an der isar als berlin an der spree, aber hegen Sie deswegen negative gedanken über diesen anflug von kompetition. überlegen Sie sich nicht, hierher zu kommen, das können Sie sich nicht leisten. beobachten Sie die ansässigen, wie sie hier wohl auf den mauern laufen wie in diesem modernen crossstyle. checken Sie dann, dass es nur wegen 1 pfütze war und sich ansonsten alles gewohnt konservativ verhält.
pfützenmanaging
genießen Sie den lauf, der regen ist gar nicht so kalt, aber bleiben Sie nicht stehen, sonst frieren Sie. machen Sie viele fotos und stellen Sie fest, dass Sie bald keinen fetzen mehr am leibe haben, mit dem Sie die linsen trocken kriegen.
laufen Sie in den englischen garten, von dem Sie schon so oft gehört haben, und denken Sie sich wunder was, bis Sie merken, dass Sie vielleicht nicht an den richtigen stellen vorbeilaufen, wo die highlights sind. macht nichts. pfeifen Sie ein wenig, es macht spaß. hören Sie sofort auf, wenn Ihnen rauchende dürre frauen mit ihren mageren hündchen begegnen, die vermutlich ebenso viel wie Sie geschlafen, aber nicht so gute laune haben. pfeifen Sie sofort weiter, wenn sie vorbei sind.
merken Sie bei km 9, dass Sie keine 16 km schaffen. Sie haben es sich doch selbst gesagt! da haben Sie es. freuen Sie sich, dass Sie die komplette strecke voller ubahnstationen haben, mit denen Sie direkt zurück ins hotel fahren können. ärgern Sie sich, dass das navi erstmal nicht geht. laufen Sie versuchsweise in die vermutlich richtige richtung.
fußganger bitte gründlich mordern
drehen Sie 1 video von 1 karussel. fahren Sie zurück, frieren Sie auf der strecke, lassen Sie sich tropfend komisch ankucken und im hotel den schlüssel überreichen mit den worten “und später guten appetit beim frühstück”.
machen Sie sich frisch und gehen Sie hinunter, wo Sie das 1 brötchen vorbestellt, aber vergessen haben zu sagen, dass Sie vegetarisch leben und kriegen Sie 1 teller voller schinken mit 2 scheibchen käse. da es kein buffet gibt, bestellen Sie alles noch, was es sonst noch gibt, z.B. rührei und obst + joghurt. trinken Sie das kännchen filterkaffee mit der ganzen kuhmilch auf. bitten Sie den umsonst zerfleischten schinken um entschuldigung.
beobachten Sie die hustenden kinder mit der hustenden mama am nachbartisch. fahren Sie überstürzt ab, kaufen Sie überteuerte schokolade als geschenk + überlegen Sie stundenlang, ob es das wert war oder ob Sie sie selber essen sollen, anscheinend machen Sie ja sowieso grad zuckerfreipause. unternehmen Sie 1 letzten aber allerletzten abstecher bei der familie mit cafébesuch + friedhofsrundgang bei der schwester der münchner tante und begeben Sie sich dann auf die odyssee mit der bahn, wo alles verspätet+überfüllt ist und coronaboy vor Ihnen sich bis nach berlin hustet.
kommen Sie irgendwie nach mitternacht zu hause an.
freuen Sie sich. Sie sind daheim.