aus gegebenem anlass: wider die denkfaulheit!
Die Funktion reduktionistischen Denkens geht vermutlich auf die Einsparung kognitiver Ressourcen bei der Problembewältigung zurück. Da die menschliche Bewusstseins- und Aufmerksamkeitskapazität beschränkt ist […], sind Personen ohnehin nicht imstande, sämtliche auf ein Phänomen Einfluss nehmenden Faktoren mental zu erfassen. […]
Im Falle essenzieller und existenzieller Probleme ist es daher wichtig, dass sich Personen die notwendigen kognitiven Ressourcen aktiv verschaffen, um damit gegen die natürliche Denkfaulheit vorzugehen und ein Problem mit seinen prognostisch relevanten, zentralen und flankierenden Einflussfaktoren analysieren zu können. […] Zumindest sollten sie sich die zeitlichen Freiräume verschaffen, um die Vielzahl möglicher Einflussfaktoren und deren Rückkopplung durchdenken zu können. […]
Zum systematischen Abbau reduktionistischen Denkens empfiehlt sich die Anwendung des Verhaltensexperiments und der Wirkungsanalyse. Das Verhaltensexperiment zielt in diesem Falle darauf ab, die Einseitigkeit monokausal abgeleiteter Überzeugen aufzudecken, indem durch die systematische Suche nach empirischen Daten auch Belege für andere denkbare Ursachen gesammelt werde. Die Wirkungsanalyse dient dem gleichen Ziel, der Fokus liegt hier jedoch auf der Entlarvung von Motiven, die reduktionistisches Denken, zum Beispiel aus Bequemlichkeit, aufrechterhalten. […]
Martin Sauerland, Design your mind. Denkfallen entlarven und überwinden