zu diesem gewissen armuts- respektive reichtumsbericht

würden wir auch gerne was sagen, obwohls offensichtlich so schlecht gemacht wurde, dass es kaum noch lohnt, sich was auszudenken, da es allerorten zur genüge zu hören+lesen ist, wie schlechts gemacht wurde

wenn z.b. da leute sagen “armutsbericht”, und dann “armut” durchstreichen und “reichtum” drüberschreiben

das könnte man dann durchziehen und z.b. sowas draus machen wie: was soll man nur noch über diese “liberal-konservative” hoppla “freie-christlich-sozial-demokratische” hoppla, na, also, was denn, diese, was denn, nun, also, na gut, diese “gelb-schwarze” bundesregierung sagen – wobei, das ist nicht mal schlecht, gelb-schwarz, wenn auch das das letzte ist, was übrig bleibt: für 1 blindenzeichen reicht das noch.

und letztlich könnten wir dann auch noch, weil wir das so gerne machen, jemanden zitieren, und zwar z.b. den thomas bernhard mit korrektur (“Über die Schwierigkeiten, gerade solche kostbaren Prosastücke herauszubringen, bin ich mir bewusst”), wo der erzähler über seinen toten freund roithamer, der sich umgebracht hat, und dessen studie über altensam (roithamers heimatort) schreibt:

“die er … schließlich vollendet, aber kurz nach ihrer Vollendung … wieder zerstört hat, indem er sie zu korrigieren und wieder und wieder zu korrigieren angefangen und sie schließlich und endlich … durch unausgesetztes Korrigieren vernichtet, wie er glaubte, zutode korrigiert und damit vernichtet hat”

allerdings müssten wir hier unzulässig kürzen und zwar dreierlei dinge:

  1. verknüpft bernhard hier an den ausgelassenen stellen die studie über altensam* mit dem tod roithamers schwester, also die vollendung und zerstörung der studie (altensam?) mit dem ableben der schwester**
  2. müssten wir den 2. Teil des Satzes weglassen, der zwar noch anwendbar ist auf die aktuelle debatte “reichtumsbericht”, der aber schon in die falsche richtung führt, so heißts nämlich weiter:

“…  und damit vernichtet hat, wie er glaubte, aber wie ich weiß, … nicht durch die rücksichtsloseste und dadurch vollkomenste Korrektur vernichtet, sondern zu einer gänzlich neuen Studie gemacht hat, …”

nun hat auch hr. rösler oder das wirtschaftsministerium durch seine streichungen den armuts- respektive und oder reichtumsbericht gänzlich neu geschrieben, also 1 neue studie herausgebracht, aber, und damit

3. der erzähler kommt in korrektur auch noch zu folgendem schluss

“Diese Studie, … ist ja gerade durch seine [Roithamers] Korrekturen, das sehe ich deutlich, von ihm nicht vernichtet, sondern vollendet worden …”

wenn wir dieses zitat also irgendwie für die reichtumsdebatte in unserem sinne gewinnen wollen, dürften wir entweder nur die hälfte zitieren, oder aber wir müssten die meinung des erzählers mit der des roithamers spiegelverkehrt vertauscht auf herrn rösler und uns anwenden und zwar wie folgt:

herr rösler (der erzähler) denkt, er (rösler/roithamer) habe die studie durch die korrektur vollendet –

wir (roithamer) jedoch denken, er (roithamer/herr rösler) habe durch seine (unsere? roithamers? röslers?) korrektur alles vernichtet – weshalb wir (roithamer) beschlossen haben,

“die Studie zu verbrennen”

und dann können wir auch getrost nach hause gehen, denn, so roithamer,

es sei letztenendes alles nicht so wichtig, … es ist alles gleich.”

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*altensam: das wiederum mehr ist als nur 1 heimatort, der ort, wo roithamer aufgewachsen und den er zeitlebens geflohen ist, den er schließlich aber geerbt hat und damit schließlich und letztlich daran festgekettet worden ist

**mehr noch steckt hier drin: die Energie, an der Studie zu arbeiten, mit dem Beginn der Todeskrankheit der Schwester und die Vollendung, noch vor dem Begräbnis der Schwester, und zugleich die Verknüpfung des Beginns der Arbeit im Ausland und das Ende der Arbeit, das auch das Ende der Studie ist, mit dem Übersetzen in die Heimat: “die er in Cambridge und vor allem mit großer Energie nach dem Auftreten der Todeskrankheit seiner Schweister in Angriff genommen und schließlich vollendet, aber kurz nach ihrer Vollendung dann, bereits auf dem Wege zum Begräbnis seiner Schwester, noch auf der Überfahrt von Dover auf den Kontinent, wieder zerstört hat, indem er sie zu korrigieren und wieder und wieder zu korrigieren angefangen und sie schließlich und endlich während seines Aufenthaltes hier in der höllerschen Dachkammer nach dem Tode seiner Schwester durch unausgesetztes Korrgieren vernichtet, wie er glaubte, zutode korrigiert und damit vernichtet hat” – die Arbeit an der Studie über die Heimat ist nur im Ausland möglich, in der Distanz, hier ist das Ende wirklich Vollendung – mit der Fahrt in die Heimat beginnt die Korrektur, die Rückfahrt sozusagen als Rückschritt und Auflösungsbeginn der Arbeit – wobei die höllersche (Höllen-)Dachkammer sich im Aurchaengtal, also immer noch auf dem Wege nach, aber immer noch nicht in Altensam befindet!