job gefällig?

Über Arbeit nachdenken, da kommt doch eh wieder nix raus bei. Über Sinn von Arbeit. Und Entfremdung von Arbeit. Über Gerechtigkeit in der Arbeit.

Über Menschen, die als Sicherheitswachmann 1 bestimmte Ausbildung machen müssen, die Firmen anbieten, die sich auf die Ausbildung von Arbeitslosen spezialisiert haben, die dann von Firmen, die sich auf die Vermittlung von Arbeitslosen nur über mehr oder minder wertvolle Vermittlungsgutscheine spezialisiert haben an andere Firmen vermittelt werden, die sich auf die zeitliche Ausleihe von Arbeitskräften spezialisiert haben, damit die eigentlichen Produktionsfirmen, die Arbeitskräfte benötigen, flexibel bleiben können, keine Festangestellten beschäftigen müssen, keinen Betriebsrat befrieden müssen, keine Tariflöhne bezahlen müssen.

Willst du wirklich darüber nachdenken, warum Menschen für 1€ die Stunde 8 Stunden am Tag 1 Straße rauf und runter, 4 Kilometer hin + wieder 4 Kilometer zurück, laufen müssen und ihre Arbeitskleidung und die Schuhe, die sie da durchlaufen Tag für Tag nicht als Arbeitskleidung zählt, sondern sie sich selbst kaufen müssen? Und dann müssen sie noch aufpassen, dass alle die Ordnung einhalten.

Und wenn du wirklich darüber nachdenken willst, dann tu mir noch 1 Gefallen, dann geh noch mal ins Arbeitsamt vorher und schnupper die trostlose Luft, die da für Mindestlöhne in der Luft hängt, während andere Menschen in die Akademikervermittlung geschickt werden, die nicht auf der gleichen Etage liegt wie die für 1 Arbeitsmarkt, der nicht der 1. ist.

Und schließlich und letztlich, weil anders gehts dann doch nicht, lies dir mit mir noch die Stellenanzeige1 für eine/n Stadtsekretär/in (A 6) bzw. Tarifbeschäftigte/n (TVÖD 6, ca. 1.363,- netto monatlich zzgl. Jahressonderzahlung) durch für eine Stelle beim Ordnungsamt (nur Vollzeit), die vom Bezirksamt Treptow-Köpenick ausgeschrieben wird, bei der du zuständig wärst „für die Herstellung, Sicherung sowie Überwachung der Ordnung im öffentlichen Raum, gemäß Zuständigkeitskatalog Ordnungsaufgaben (ZustKatOrd)“, sowie insbesondere für dies und das:

  • Überwachung des ruhenden Verkehrs sowie des Fließverkehrs auf Fußgängerüberwegen und in Fußgängerzonen,
  • Feststellen von Verstößen gegen das Jugendschutz- gesetz und das Nichtraucherschutzgesetz,
  • Kontrolle der Einhaltung der Regelungen zur Benutzung öffentlicher Grün-und Erholungsanlagen nach dem Grünanlagengesetz, Waldgesetz und Naturschutzgesetz
  • Verfolgung illegaler Sondernutzung öffentlichen Straßenlandes,
  • Kontrolle der Sauberkeit auf dem Straßenland und in den öffentlichen Grünflächen, Verfolgung illegaler Müllablagerung,
  • Feststellung von Sachverhalten im öffentlichen Raum bei Gefahren, die von Tieren ausgehen,
  • Einleitung von Maßnahmen bei Haus- und Nachbarschaftslärm,
  • Aufnahme von Bürgeranliegen und Beschwerden vor Ort zu Störungen der öffentlichen Ordnung,
  • Einleitung von Bußgeldverfahren,
  • Gelderheber/in.

Unabdingbar zu erfüllende Bedingung wenn du keine Beamtin bist, die die laufbahnrechtlichen Voraussetzungen für den mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst erfüllt, du verfügst „mindestens über einen Hauptschulabschluß“ (den man im Übrigen seit der Rechtschreibreform vor wie viel Jahren mit Doppel-S schreibt – SS also …).2

Aber wir dürfen ja nichts sagen, schließlich hockt da immer noch die NPD in der Bezirksverordnetenversammlung3 mit 2 Leuten, und da muss man solche Leute einstellen, sonst rennt NPD wie gehabt weiterhin selbsternannt für „Sicherheit, Recht und Ordnung“4 durch die Bezirke und macht den Pöbel scheu und rührt den Mob auf wegen unwahrer Dinge, die wir hier keiner Silbe würdigen. Und wenn du nicht laufen willst, zu Fuß, dann kannst du dich auch als Fahrer5 für den Bezirksoberhauptmann in Pankow bewerben, der sucht eine/n Kraftfahrer/in für bis zu 67,5 Std. bei 6 Arbeitstagen die Woche.

Und? Dann doch lieber was mit Büro? Kann ich verstehen.

1Quelle: http://www.berlin.de/politik-und-verwaltung/stellenausschreibungen/detail.php/3241

2Weil wir es verkürzt dargestellt haben: natürlich braucht es noch mehr Anforderungen, worüber die Bewerber/innen verfügen „sollen“:

  • eine abgeschlossene Berufsausbildung,
  • vorhandene Berufserfahrung im Allgemeinen Ordnungsdienst.

Fachliche Kompetenzen:

  • unabdingbar sind gute Deutschkenntnisse (Wort, Schrift, [und natürlich auch noch] Grammatik),
  • erwünscht sind Grundkenntnisse in der Informationstechnik (insbesondere Word [für die Berichterstattung hinterher?]),
  • kommunikative Kompetenz im Umgang mit Bürgern,
  • gewünscht sind Erfahrungen zur deeskalierenden Gesprächsführung und zur Eigensicherung [in welchem Beruf, für den ein Hauptschulabschluss notwendig ist, lernt man denn das? Oder in welcher Qualifizierungsmaßnahme?],
  • erwünscht ist eine abgeschlossene Verwaltungsausbildung oder ein ähnlicher Berufsabschluss.

Außerfachliche Kompetenzen:

  • Außendienst und Teamfähigkeit,
  • Flexibilität (Bereitschaft zum Schichtdienst),
  • körperliche Belastbarkeit sowie Stressresistenz und Konfliktfähigkeit.

Besonderheiten (am Arbeitsplatz):

  • Die Dienstverrichtung findet im Rahmen des Schichtdienstes statt (einschließlich Wochenenden und Feiertage [schon klar, wann sonst]).
  • Während des Außendienstes sind die Beschäftigten Witterungseinflüssen, Abgasen und Lärm ausgesetzt. [das heißt, es besteht mit diesem vorhergehenden Hinweis keine Möglichkeit mehr, entstehende Gesundheitsschädigungen im Nachhinein einzuklagen wie beim Marlboro-Man?]
  • Es besteht die Verpflichtung zum Tragen von Dienstkleidung.
  • Die Tätigkeit ist verbunden mit dem Anspruch auf Zahlung tätigkeitsbezogener Zulagen (inkl. Schichtdienstzulagen) [na gut]

3http://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/bvv-online/allris.net.asp. Geht auch für alle anderen Bezirke.

4http://www.npd-berlin.de/?cat=38 – und dann auch noch NPD auf Facebook – zum Kotzen. Endlich verbieten – und alle Anhänger mit dazu. Dialektale aller Länder vereinigt euch.

5http://www.berlin.de/imperia/md/content/bapankow/117_3300_2012_bo.pdf?start&ts=1359038757&file=117_3300_2012_bo.pdf